Es war ein geschickter Schachzug des schwarzen Bildungsministers, die rote Kritikerin an seine Seite zu holen: Die Lehrerin Susanne Wiesinger, die in ihrem Buch Kulturkampf im Klassenzimmer Missstände in den Schulen aufgezeigt und damit auch eine breite Debatte über den Einfluss des Islam ausgelöst hat, wird Ombudsfrau für "Wertefragen und Kulturkonflikte".

Wiesinger beklagt, dass die Linken, zu denen sie sich zählt, die Debatte über Gewalt und Respektlosigkeit an Schulen, den Einfluss des Islam und seine missbräuchliche Interpretation den Rechten überlassen, die ihr politisches Geschäft damit verrichten. Mit dieser Analyse hat Wiesinger recht. Wie zur Bestätigung wurde sie selbst zum Feindbild der Linken, wo sie als Verräterin gilt. Die Wiener SPÖ grenzte sie lieber aus, als sie einzubinden.

Jetzt muss Wiesinger allerdings aufpassen, vom schwarzen Bildungsministerium nicht instrumentalisiert zu werden. Keine Frage, es ist sinnvoll, eine solche Ombudsstelle einzurichten und den Lehrern eine Anlaufstelle anzubieten. Aber es ist lächerlich zu glauben, dass eine einzige solche Ombudsstelle für ganz Österreich irgendetwas bewirken kann. Das ist bloß Kosmetik. Was es braucht, sind endlich mehr Lehrer, mehr Sozialarbeiter und Psychologen, die sich mit den Kindern beschäftigen. Eine Stelle, bei der man sich beschweren kann, verschafft den Betroffenen zwar Luft, schafft die Missstände aber nicht aus der Welt. (Michael Völker, 21.12.2018)