Gebaut wird sie in Kecskemét, wer mehr drüber wissen will, kann ja die vollvernetzte A-Klasse befragen.

Foto: Andreas Stockinger
Grafik: der Standard

Dank 20 cm breiterer Ladeöffnung und größeren Kofferraums ist der jetzt einfacher und gehaltvoller zu beladen.

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Der Innenraum.

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Das Heck der A-Klasse.

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Wien – Die A-Klasse wird ja gerade europaweit rauf- und runtergefeiert, gleich folgen auch noch Limousine und B-Klasse. Unser Testwagen, ein 180 d mit 116 PS und Sieben-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (DCT), beliebte, ein paar Eigenheiten aufzuweisen. Da war einmal ein Knarzen vorn links am Fahrersitz, vielleicht hat vorher ein Gewichtheber probegesessen. Dann gab es bei Retourfahrt mit Lenkeinschlag ein unwilliges Knirschen, als wolle der Wagen den Wunsch partout nicht goutieren. Und schließlich dieses Zwitschern da vorn im Motorraum.

Es gibt ja Menschen, sogar nicht ganz unbedeutende, die nutzen diesen zu den asozialen Medien zählenden Dienst für weltpolitische Kurzansagen. Nein, trotz übervoller Vernetzung der A-Klasse handelte es sich hier nicht um etwas Digitales, sondern Analoges, Mechanisches. In früheren Zeiten hat sich so ein kaputtgehender Keilriemen angekündigt, und vielleicht war da auch nur eine Kleinigkeit in den Lüftungsgängen der Klimaanlage, jedenfalls war der Effekt kurz gesagt: störend.

Praktisch: Touchpad vor Handauflage
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Beim Motor handelt es sich um einen von Renault bezogenen 1,5-Liter-Diesel, wie er unter anderem auch in billigen Dacias zum Einsatz kommt. Mercedes lässt sich von den Franzosen zum Wohle der p. t. Shareholder, Blackrock beispielsweise, aushelfen – dass diese am Hungertuch nagen, will der Erfinder des Automobils schließlich nicht. Akustisch nicht ganz so dezent, wie man sich das von einem Mercedes wünschen würde, ist das 116-PS-Einstiegsaggregat so sparsam, wie man das von Renault her kennt, 5,7 Liter Schnitt errechnete der Bordcomputer.

Gehaltvoller beladen

Im Design ist bei der A-Klasse eine neue Klarheit, Glattheit zu konstatieren, statt schmaler Heckleuchten gibt's jetzt welche in Tropfenform, sieht fast ein wenig nach horizontaler Hommage auf Vermeers Mädchen mit dem Perlenohrring aus, und wenn wir schon hinten stehen: Dank 20 cm breiterer Ladeöffnung und größeren Kofferraums ist der jetzt einfacher und gehaltvoller zu beladen.

Der eleganten Außenlinie folgt ein ebensolcher Innenraum, vorher aber kurz ein Schritt zurück, zur A-Klasse an sich. Die erste von 1997 war mit 3,58 m ein echter Kleinwagen, zuletzt war sie auf 4,30 m angewachsen, jetzt sind es 4,43 – damit ist sie drauf und dran, die Golf-Klasse abmessungsseitig nach oben hin zu verlassen. Der Smart Forfour, quasi ein Twingo mit Smart-Logo (siehe Blackrock und Co), nimmt nun mit 3,50 m praktisch die Position des ursprünglichen Baby-Benz ein.

Das Tor zur digitalen Welt.
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Beim Fahren hingegen merkt man, was Mercedes in diesen 21 Jahren gelernt hat, beim Frontantrieb. Da spürt man beim Lenken kein Zerren, keine störenden Kräfte. Auch das Fahrwerk passt, komfortabel mit einem Zug zu straff, wie der Hersteller es gerne macht.

Von drinnen wollten wir noch erzählen. Tolles Interieur, ehrlich. Auf einen breiten "Muskel" aufgesetzt die ganze Klima- und Infotainmentwelt, auf Letztere sind die Stuttgarter besonders stolz, intuitivstes System seiner Art überhaupt, lobpreisen sie sich. Vor einer Handauflage ist ein Touchbedienfeld platziert, auf dem sich das Navi stufenlos rauf- und runterzoomen lässt, Smartphonelogik halt, die rapide auch den Bedienungsalltag der Autos zu beherrschen beginnt. Aber, Vorteil: lenkt nicht ab. Du musst nicht vorn weit weg auf einem Touch verkehrsgefährdend rumsuchen und -tapsen.

Sprachsteuerung

Weiters vorbildhaft: Fast alles lässt sich auch am Lenkrad bedienen. So hält man die Hände stets dort, wo sie hingehören. Und auch die Sprachsteuerung – "Hallo Mercedes" – zählt zum Besten, was man momentan finden kann. Um all das und die volle Vernetzung mit dem digitalen Paradies hat Konzernchef Dieter Zetsche bei der Weltpremiere im Februar in Amsterdam so ein Tamtam gemacht, dass man sich unwillkürlich fragte: Ja, fährt das Ding denn auch? Es fährt. Und die Bedienung? Sie funktioniert. Ganz kurz gesagt, ganz emotionslos.

Und der Wohnraum, der Platz? Gut bemessen für vier, akzeptabel sogar für fünf Insassen. Ablagen und Fächer sind auch in genügender Anzahl und Größe vorhanden. Ein richtig praktisches Auto also.

Mit dem Vorgänger hat Mercedes eine viel jüngere Klientel erschlossen als bisher. Die Weichen sind gestellt, dass das auch mit der neuen A-Klasse so bleibt. (Andreas Stockinger, 30.12.2018)