Die Delfinpopulation im Golf von Triest hat sich in drei unterschiedliche Gemeinschaften aufgeteilt, die sich weitgehend aus dem Weg gehen.

Foto: Ana Hace

Obwohl Delfine bekanntlich außerordentlich soziale Tiere sind, bedeutet das nicht, dass sie mit allen Artgenossen ihrer Population gleichermaßen gut zurecht kommen. Im Gegenteil: Aktuelle Beobachtungen zeigen, dass die Meeressäuger recht wählerisch bei ihren Freundschaften sind und rivalisierende Gruppen sogar großteils meiden.

Trotz dieser regelrechten Feindschaften gelingt es den Delfinen, mit den Kontrahenten irgendwie doch zu kooperieren, wenn es darum geht, sich den gleichen Lebensraum zu teilen. Ein internationales Team um Tilen Genov von der schottischen University of St Andrews konnte ein entsprechendes Verhalten nun beim Studium sozialer Netzwerke von Großen Tümmlern (Tursiops truncatus) in der nördlichen Adria nachweisen.

Kleingruppen mit wechselnden Mitgliedern

Bisher war bekannt, dass Delfine in Gemeinschaften, sogenannten Schulen, leben, deren Zusammensetzungen sich fortlaufend ändern können. Ab und zu verlassen Mitglieder eine Kleingruppe, andere kommen dafür neu dazu – und doch ist es kein Zufall, aus welchen Individuen diese Delfingruppen gerade bestehen, denn dies dürfte im einzelnen davon abhängen, wer gerade mit wem besonders gut kann.

Bei ihren Beobachtungen im Golf von Triest, die sie inzwischen seit 16 Jahren durchführen, konnten die Wissenschafter innerhalb der dortigen Population drei unterschiedliche Delfingruppen nachweisen: Zwei größere Gemeinschaften mit einem durchwegs stabilen Mitgliederbestand und offensichtlich langanhaltenden "Freundschaften" und einen kleineren Verband mit deutlich schwächeren Bindungen untereinander.

Temporäre Abstimmung

Obwohl sich die beiden großen Gruppen weitgehend aus dem Weg gingen, brachten sie es offenbar zu einer Regelung, die es ihnen erlaubte, eine bestimmte, für beide Gemeinschaften attraktive Meeresregion zu verschiedenen Tageszeiten aufzusuchen, ohne einander in die Quere zu kommen. Derartige temporäre Lösungen, um sich einen Lebensraum zu teilen, waren bisher noch nie bei Meeressäugern beobachtet worden.

"Wir waren davon ziemlich überrascht", sagte Genov. "Wir konnten sehen, dass die eine Gruppe in der früh an dem bestimmten Ort auftauchte, während sich der andere Verband dort wiederum am Nachmittag einfand." Die im Fachjournal "Marine Biology" veröffentlichte Untersuchung belegt damit, dass verschiedene Segmente der selben Population offenbar ein völlig unterschiedliches Verhalten an den Tag legt, was die Forscher letztlich auf Sympathien bzw. Antipathien untereinander zurückführen. (tberg, 22.12.2018)