Ein Verkaufsklassiker von Ina Kent: das Modell Moonlit in Silber.

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Ina Kent startete vor zehn Jahren mit ihrem gleichnamigen Taschenlabel.

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Ina Kent sitzt in ihrem Geschäft im siebenten Wiener Gemeindebezirk. Um sie herum hängen unzählige Ledertaschen für 100 bis 500 Euro an den Stangen. Zwei Mitarbeiterinnen sind schon da, in einer halben Stunde öffnet der Shop.

Die Taschen der Unternehmerin sind eher funktional als sonderlich modisch. Doch das Konzept "Understatement" geht im Bobo-Milieu von Wien-Neubau auf. Die Handtaschen funktionieren hier ähnlich wie die Designer-Accessoires französischer Luxusmarken in der Innenstadt. Mit dem Unterschied, dass Kent-Trägerinnen nicht Glamour, sondern Individualität signalisieren wollen.

"Unsere Kundinnen verbindet ein Wertesystem und eine Lebenshaltung", erzählt die 52-jährige Gründerin Kent. Dazu gehöre auch, dass diese Kundschaft nicht jedes halbe Jahr nach neuen Entwürfen verlange. "Es gibt Modelle, die wir schon ewig im Programm haben".

Erfolg durch Mundpropaganda

2008 hat Kent ihr Label als Autodidaktin gegründet, zu Beginn fertigte sie die Taschen selbst und verkaufte sie auf Märkten, heute entwirft sie nur noch und lässt produzieren.

Das Unternehmen ist in den letzten zehn Jahren stetig gewachsen: ohne große Werbung, ohne Bankkredite, vor allem dank Mundpropaganda. Kent führt heute zwei Filialen in Wien. Ihre Taschen verkauft sie an Abnehmer in Deutschland und der Schweiz, aber auch in den USA, Korea, Japan, Hongkong. Heuer wird ein siebenstelliger Umsatz erzielt. Dabei sitzt die internationale Konkurrenz zum Beispiel in Form des H&M-Ablegers Cos nur 400 Meter weit entfernt in der Neubaugasse.

Kent macht kein Geheimnis daraus, dass sie ihre Taschen nicht in Österreich, sondern in Pakistan, der Slowakei und demnächst auch in Indien produzieren lässt. Wie sie das ihrer kritischen, grün angehauchten Kundschaft erklärt? Sie schaue sich vor Ort genau an, mit welchen Betrieben sie zusammenarbeite. Mit Begriffen wie dem "ökologischen Fußabdruck" werde allzu leichtfertig hantiert und Unternehmen zu schnell in "gut oder böse" unterteilt, meint Kent. Demnächst ist aber erst einmal der Onlinehandel dran. Dort sieht die Unternehmerin ein "Riesenpotenzial". Auch in Sachen Social Media gibt es Nachholbedarf. Die knapp 1.700 Instagram-Follower würde es freuen. (Anne Feldkamp, 27.12.2018)

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