Am Freitag nachmittag in der Wiener City kam es zu den tödlichen Schüssen.

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Wien – Nach der Schießerei in der Wiener Innenstadt mit einem Toten und einem lebensgefährlich Verletzten hat die Wiener Landespolizeidirektion am Sonntag mitgeteilt, dass das 23-jährige Opfer nicht mehr in Lebensgefahr ist und aufgrund einer internationalen Fahndung mittlerweile festgenommen wurde. Er wurde in einem Wiener Spital stabilisiert, Meldungen über sein angebliches Ableben stellten sich als falsch heraus. Welcher Staat nach dem 23-Jährigen gesucht hatte und aus welchem Grund nach ihm gefahndet wurde, kommunizierte die Polizei nicht.

Im Zuge der Ermittlungen stellte sich ebenfalls heraus, dass auch der 29-jährige Begleiter der Opfer der organisierten Kriminalität zuzuordnen ist. Auch dieser Mann wurde festgenommen.

Der 29-Jährige hatte zunächst als Zeuge gegolten. Das dürfte sich im Zuge der Ermittlungen und nach der formellen zeugenschaftlichen Einvernahme des Mannes geändert haben. "Er hat unglaubwürdige Aussagen zum Tathergang gemacht", teilte der Sprecher der Landespolizeidirektion, Daniel Fürst, Sonntagmittag der APA mit. Eine Beteiligung – in welcher Form auch immer – könne zum derzeitigen Zeitpunkt daher nicht ausgeschlossen werden. Die genauen Haftgründe kommentierte die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen nicht.

Die Polizei geht im Fall des Schussattentats in der Wiener Innenstadt von einem Mafia-Hintergrund aus, die Spur führt zum Westbalkan. Die Fahndung nach dem Schützen läuft weiterhin.
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Bereits am Samstag hat die Polizei einen mafiösen Hintergrund der Bluttat bestätigt. "Zum jetzigen Stand dürfte die Tat im Zusammenhang mit der organisierten Kriminalität im Bereich des Westbalkans stehen", teilte Fürst in einer Presseaussendung mit.

Die fieberhafte Suche nach dem Schützen, von dem eine Personsbeschreibung vorliegt, läuft. Der Unbekannte soll circa 30 Jahre alt und rund 185 Zentimeter groß sein. Er trug einen Drei-Tages-Bart, eine dunkle Jacke und hatte eine Kapuze über den Kopf gezogen. Er soll in slawischer Sprache gesprochen haben. Das Landeskriminalamt hat länderübergreifende Fahndungsmaßnahmen in die Wege geleitet.

Schütze flüchtete zu Fuß

Die Polizei korrigierte hinsichtlich der Opfer die in Medien kursierenden Altersangaben. Der getötete Vladimir R. war demnach 32, sein schwer verletzter Begleiter 23 Jahre alt. Die beiden hatten Freitagmittag mit einem dritten Mann in einem Lokal am Lugeck in der Innenstadt gespeist. Als sie gegen 13.30 Uhr das Lokal verließen, trat ihnen ein bewaffneter Mann gegenüber und gab laut Polizei mehrere Schüsse auf die drei Männer ab. Anschließend flüchtete der Schütze zu Fuß.

Der unverletzt gebliebene 29-Jährige konnte von Polizisten noch am Tatort angehalten werden. Er wurde in weiterer Folge als Zeuge befragt.

Ein von Augenzeugen der Bluttat ursprünglich beschriebenes Fluchtfahrzeug konnte im Zuge der Fahndung noch am Freitag ausgemacht, der Lenker angehalten werden. Es stellte sich heraus, dass weder der Pkw noch die Insassen im Zusammenhang mit dem Verbrechen standen.

Regelrechte Hinrichtung

Vladimir R. hatte offenbar keine Überlebenschance. Der 32-Jährige dürfte mit einem Kopfschuss und einem Durchschuss im Oberkörperbereich regelrecht hingerichtet worden sein. Er hatte sich erst seit wenigen Tagen wieder auf freiem Fuß befunden. Medienberichten zufolge, die sich auf montenegrinische Polizeiquellen beriefen, war der Mann am 7. Dezember aus einem Gefängnis entlassen worden, in dem er sich wegen eines Bombenanschlags befunden haben soll. Mitte der vergangenen Woche soll er sich dann von Montenegro auf den Weg nach Wien gemacht haben.

Beim zweiten Opfer der Schießerei, einem ebenfalls aus Montenegro stammenden 23-Jährigen, soll es sich um einen Sohn des einstigen Bosses der montenegrinischen Mafia in der Vojvodina-Hauptstadt Novi Sad handeln. Sowohl der Vater wie auch ein Bruder des Opfers waren bei Mafiaabrechnungen in Novi Sad bzw. Belgrad 1999 bzw. 2015 ums Leben gekommen, gab das Internetportal "Analitika" bekannt.

Drogen-Geschäfte

Laut serbischen und montenegrinischen Medien handelt es sich bei den zwei Niedergeschossenen um Angehörige des mafiösen Kavacki-Clans, der seinen Namen nach einem Stadtviertel von Kotor – eine mediterrane Handels-und Hafenstadt an der Adria-Küste – trägt. Der Clan führt bereits seit Jahren einen regelrechten Krieg mit dem ebenfalls nach einer Kotor-Siedlung benannten Skaljarski-Clan. Hintergrund der blutigen Fehde soll ein Streit um Drogen-Geschäfte sein. Serbischen Medienberichten zufolge soll einer der beiden Clans Ende 2014 rund 200 Kilo Kokain aus Südamerika in einer Wohnung im spanischen Valencia gebunkert haben. Davon hätten Mitglieder des anderen Clans Kenntnis erlangt, die sich zum Diebstahl des Suchtgifts entschlossen hätten. Kurz danach starteten die blutigen Abrechnungen, zuerst in Valencia, danach in Montenegro und in Serbien. (APA, 22.12.2018)