Kairo – Zwei gestürzte Präsidenten in einem Gerichtssaal: Ägyptens Ex-Langzeitmachthaber Hosni Mubarak hat am Mittwoch im Prozess gegen den früheren Präsidenten Mohammed Morsi ausgesagt.

Bei der Berufungsverhandlung in Kairo wird dem Islamisten Morsi vorgeworfen, während der arabischen Aufstände 2011 mit Hilfe der Palästinenserorganisation Hamas und der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah aus einem Gefängnis ausgebrochen zu sein. Das passierte nur wenige Tage vor dem Sturz des damaligen Staatschefs Mubarak durch die Massenproteste.

Mubarak, der nach Jahren in Haft seit vergangenem Jahr wieder frei ist, sagte in seiner Vernehmung, er sei während der Aufstände Ende Jänner 2011 davon unterrichtet worden, dass 800 Hamas-Kämpfer aus dem Gazastreifen nach Ägypten eingedrungen wären. In der Folge hätten diese Männer Gefängnisse gestürmt, um dort Einsitzende zu befreien – darunter Kämpfer der Hamas und der Hisbollah, aber auch Mitglieder der Muslimbrüder, unter anderem Morsi.

Todesstrafe im ersten Prozess

Es gibt allerdings auch eine andere Version aus den turbulenten Tagen der Aufstände. Demnach zogen die Wachen ab und Morsi spazierte einfach aus dem Gefängnis heraus. Mubarak lehnte am Mittwoch die Beantwortung einiger Fragen des Richters ab, ohne dafür die Erlaubnis der Armeeführung erhalten zu haben. Morsi war während seiner Vernehmung anwesend.

Im ersten Prozess zum Gefängnisausbruch hatte Mohammed Morsi die Todesstrafe erhalten. Das höchste Gericht kippte das Urteil jedoch und ordnete einen erneuten Prozess an. Morsi wurde 2012 nach den ersten demokratischen Wahlen Ägyptens Präsident. Schon ein Jahr später stürzte ihn aber die Armee nach Massenprotesten gegen seine Führung. Seit 2014 ist der ehemalige Armeechef Abdel Fattah al-Sisi Staatspräsident. (APA, 26.12.2016)