Helene Fischer mit ihren Tänzern.

Foto: ORF/ZDF/Michael Zargarinejad

Über drei pralle Stunden dauert das weihnachtliche TV-Zirkusclubbing mit Helene Fischer (auf ORF, ZDF). Legionen von Gästen werden geherzt, rätselhafterweise jedoch kein Andreas Gabalier. Macht nix. Fischer legt es international und weltoffen an: Es ist sogar Eros Ramazzotti zum Händchenhalten zugegen; und US-Mime Kiefer Sutherland erhebt sein kratziges Timbre.

Dazwischen viel Zuneigung, besungene Liebe, Dankbarkeit – irgendwie von allem alles: Die erfolgreichste Musikakrobatin der deutschsprachigen Gegenwart, die Schlager in die Mitte der Gesellschaft gehievt hat, verschmäht selbst die Nachdenklichkeit nicht. Nur Worte zur Trennung von Florian Silbereisen fehlen. Dafür Wichtigeres – also etwas Politik. Meine Damen und Herren, ein Appell an Offenheit und Toleranz: "Wir erleben Hass und Gewalt in Deutschland", diagnostiziert Fischer. Aber der Zusammenhalt sei groß in diesem Land, in dessen Städtchen namens Düsseldorf die Show aufgezeichnet wurde. Viele würden aufstehen für "Liebe und Gerechtigkeit". Bei Fischers Reichweite sind die Sätze wohl wirkungsvoller als jene weihnachtlichen des deutschen Bundespräsidenten.

Die Musik jedenfalls macht so vieles mit einem, findet Helene, der etwas "unfassbar mein Herz" kurierte. Es folgen Variationen wie "mir stockte der Atem" oder "ich war geflasht". Und bevor schließlich auch im Publikum Tränen zu fließen begannen, wurde Fischer in die Luft geschleudert, um in der Höhe so etwas wie einen Spagat zu zelebrieren. Im Jurassic Park schlichtet sie dann Konflikte zwischen Sauriern. Sympathisch, aber auch unheimlich. Wer weiß, 2019 wird vielleicht der Papst sein "Urbi et orbi" bei Fischer in die Welt schicken. (Ljubiša Tošić, 26.12.2018)