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Heller Feuerschein über Damaskus: Folge eines Angriffs aus Israel.

Foto: Reuters / Omar Sanadiki

Jerusalem/Damaskus/Ankara – Einmal mehr sind am Mittwoch aus Syrien Nachrichten eingegangen, die nach einem bewährten Muster vom Empfänger vervollständigt werden müssen: Zunächst war aus der syrischen Regierung Bashar al-Assads von "feindlichen Raketen" die Rede, die aus dem libanesischen Luftraum abgefeuert worden seien, nicht aber davon, was sie getroffen hätten. Dann meldete sich die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte, die Waffenlager der iranischen Revolutionsgarden und der libanesischen Hisbollah, zweier Verbündeter Assads, als Ziele identifizierte. Später gab es Meldungen aus Israel, wonach die Armee die Berichte nicht kommentiere – und von Medien, die unter Berufung auf Sicherheitskreise Israel als Urheber ausmachten.

Nicht ganz neu, aber doch ungewöhnlich ist, dass es auch einen Kommentar aus Russland gibt: Moskau, das ebenfalls Assad unterstützt, machte Mittwochnachmittag Israel direkt verantwortlich. Bei dem Angriff seien auch zwei zivile Flugzeuge gefährdet worden, die in Beirut und Damaskus zum fraglichen Zeitpunkt landeten. Syrien habe sein Luftabwehrsystem nicht voll aktiviert, um nicht die Passagierjets zu treffen. Um welche es dabei genau ging, teilte Moskau nicht mit.

US-Abzug

Die Strategen im Kreml sind ohnehin auch von einem anderen Umstand im syrischen Bürgerkrieg gefordert: von der Ankündigung der USA, sich aus dem Nordosten des Landes zurückzuziehen, wo Washington bisher die Kurden unterstützte. Die Türkei will nun nach eigenen Angaben schnellstmöglich zumindest in die syrischen Gebiete östlich des Euphrats vorstoßen. Sie will dort gegen die syrisch-kurdische YPG vorgehen, die sie für einen Ableger der in der Türkei verbotenen türkischen Kurdenpartei PKK hält.

Angeblich gehen schon Einheiten der Freien Syrischen Armee (FSA), mit der Türkei verbündete Rebellengruppen, gegen die YPG im Raum Manbij vor. Die Stadt liegt westlich des Euphrats und gilt als erstes Ziel der Offensive, die sich nach Ankaras Wünschen später östlich des Flusses fortsetzen soll. Die multiethnische Stadt ist von Kurden, Arabern und Tscherkessen bewohnt, wurde bisher gemeinsam von den USA und der YPG verwaltet. Seit US-Präsident Donald Trump vergangene Woche angekündigt hatte, alle US-Truppen in den kommenden Wochen aus Syrien abzuziehen, sind die kurdischen Milizen auf sich alleine gestellt. Türkischen Medien zufolge sollen aber Truppen des Assad-Regimes mit russischer Hilfe in Manbij einmarschiert sein, um dort die YPG zu unterstützen. Der US-Truppenabzug dürfte 60 bis 100 Tage dauern. (pmat, mesc, dpa, 26.12.2018)