Versuche an Makaken sind in der EU nicht verboten, unterliegen aber strengen Regeln.

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Tübingen/Wien – Das Amtsgericht Tübingen wird ein Verfahren gegen den Neurowissenschafter Nikos Logothetis und zwei seiner Mitarbeiter einstellen. Die Forscher des Max-Planck-Instituts (MPI) für kybernetische Biologie in Tübingen waren Anfang des Jahres wegen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz angezeigt worden, nachdem Aktivisten mit versteckter Kamera in dem Labor gefilmt und verstörende Bilder veröffentlicht hatten.

Zu sehen waren in dem Video unter anderem ein Affe, dem Blut oder Wundflüssigkeit aus einer Operationsnarbe rann und ein anderes Tier mit einem gelähmten Arm. Der Hauptvorwurf an die Verantwortlichen lautete, sie hätten Versuche zu spät beendet bzw. die Versuchstiere zu spät eingeschläfert und damit ihr Leiden unnötig verlängert.

Neues Gutachten

Logothetis, der seit 1996 der Abteilung Physiology of Cognitive Processes vorsteht und schwerpunktmäßig zu neuronalen Mechanismen der visuellen Wahrnehmung forscht, hatte argumentiert, die sofortige Einschläferung ohne Behandlungsversuche wäre in diesen Fällen unethisch gewesen. Alle Versuche waren genehmigt. Nach der Strafanzeige hatte der Verwaltungsrat der Max-Planck-Gesellschaft entschieden, dass Logothetis bis zum Abschluss des Verfahrens keine Tierversuche durchführen oder anleiten werde.

Ein neues Gutachten stützt nun die Argumentation des Forschers: Die medikamentöse Behandlung der Versuchstiere sei über eine gewissen Zeitraum erfolgsversprechend gewesen. Der zuständige Richter hatte daraufhin die Einstellung des Verfahrens prüfen lassen, nun ist auch die Staatsanwaltschaft gefolgt. Es wurde entschieden, dass das Verfahren noch vor Beginn der Hauptverhandlung im Jänner eingestellt werden soll. Die Angeklagten müssen eine Geldauflage bezahlen, sind aber nicht vorbestraft.

Unabhängige Überwachung

Wie die Max-Planck-Gesellschaft in einer Stellungnahme mitteilte, werde sich nun der Verwaltungsrat der MPG wieder mit der Leitungsfunktion von Logothetis befassen. Ungeachtet dessen habe zwischenzeitlich eine Neuausrichtung des Max-Planck-Instituts für biologische Kybernetik stattgefunden, seit Oktober leitet der britische Neurowissenschafter und KI-Forscher Peter Dayan das Institut.

Ab Jänner 2019 soll es zudem eine neue Einrichtung für Tierhaltung am Max-Planck-Institut geben. Der Tierschutz solle dann in enger Kooperation mit der Universität Tübingen sichergestellt werden, alle Forschungsvorhaben mit Tieren sollen zudem von unabhängigen Tierschutzbeauftragten überwacht werden. (dare, 27.12.2018)