Christian Wehrschütz begann seine journalistische Tätigkeit bei der rechtsextremen Monatszeitschrift "Aula". Seit 1991 ist er im ORF tätig.

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Christian Wehrschütz, langjähriger ORF-Korrespondent und derzeit in Kiew tätig, fühlt sich bedroht. "In der Ukraine gibt es militante, ultranationalistische Gruppen, die Journalisten bedrohen, die kritisch über die Politik der Führung der Ukraine berichten und versuchen, das Objektivitätsgebot zu achten", schreibt der Korrespondent in einem Brief, der an ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz und die Bundesregierung adressiert ist.

Wehrschütz soll sich auf einer Liste befinden, die ihn als "Agenten des Kreml" führt. Er wird von den Verfassern der Liste einer "einseitigen und russlandfreundlichen" Berichterstattung in Bezug auf die Situation auf der Krim beschuldigt.

Nachdem im Herbst zunächst zwei langjährigen Mitarbeitern aus Donezk die Akkreditierung im Frontgebiet mit einem salopp formulierten Verweis auf fehlenden Patriotismus verweigert worden war, kann seit Anfang Dezember auch der ORF-Korrespondent selbst nicht mehr legal in die betreffenden Gebiete reisen. "Ich hatte meine Akkreditierung bis 4. Dezember. Als ich um Erneuerung angesucht habe, hat man mir diese kommentarlos verweigert", erzählte Wehrschütz. Er unterstrich, sich bei seinen Reisen auf die Krim oder in die von Kiew nicht kontrollierten Gebiete im Osten des Landes stets an die ukrainischen Gesetze gehalten zu haben.

In seinem Brief fordert Wehrschütz ein diplomatisches Einschreiten, weil er um sein Leben fürchtet: "Es sind bereits zwei Journalisten ermordet worden, und ich habe sicher nicht die Absicht, der nächste zu sein."

ORF-Generaldirektor Wrabetz erklärt in einer Stellungnahme, dass am Freitag ein Termin mit dem ukrainischen Botschafter stattfinden werde, und hält fest, dass "jegliche Eingriffe in die journalistische Berufsausübung nicht zu tolerieren sind".

"Die unbegründete Ablehnung der Akkreditierung ist ein Grund zur Sorge und resultiert in der Verunmöglichung von Berichten aus dem Konfliktgebiet im Osten der Ukraine", betonte Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) am Donnerstag in einer Presseaussendung.

Wrabetz trifft Botschafter

Auf der Seite "Posipaka – Agent of the Kremlin" befinden sich außerdem der SPÖ-Gewerkschafter Alfred Almeder, der Linzer Vizebürgermeister Detlef Wimmer (FPÖ) sowie die gesamte FPÖ wegen ihrer "freundschaftlichen Beziehungen" zu Moskau. Gegen Almeder sowie Wimmer und drei weitere FPÖ-Politiker hat die Ukraine im Mai 2018 ein Einreiseverbot verhängt. Die FPÖ-Politiker hatten im April 2018 an dem Treffen "Jalta-Wirtschaftsforum" auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim teilgenommen. Der sozialdemokratische Gewerkschafter Almeder, der dem Verein "Arbeitsgemeinschaft humanitäre Ukrainehilfe" angehört, hatte unter Verletzung ukrainischer Gesetze wiederholt abtrünnige Gebiete im Osten der Ukraine besucht. (APA/red, 27.12.2018)