Wer zahlt, schafft an. Und damit liegt auch schon das Problem auf dem Tisch: Ohne die regelmäßigen Geldflüsse aus der Türkei würden etliche Moscheen in Deutschland wohl nicht bestehen. Im Geldkuvert aus dem Ausland stecken aber auch massive Probleme – denn die inhaltliche Ausrichtung der Moscheen kommt aus Ankara oder Riad. Finanzielle Unabhängigkeit muss daher das Gebot der Stunde sein.

Und letztlich ist es bei unseren deutschen Nachbarn eine Frage der Gleichstellung: Christen dürfen auf die Kirchensteuer bauen, Juden auf die Kultussteuer. Ein Blick in die Statistik zeigt: Im Jahr 2017 nahm die katholische Kirche in Deutschland rund 6,43 Milliarden Euro und die evangelische Kirche etwa 5,67 Milliarden Euro allein durch die Kirchensteuer ein. Diese Geldflüsse blieben Muslimen bislang verwehrt. Eine Umwandlung der Verbände in Körperschaften des öffentlichen Rechts würde daher den Moscheeverbänden das Privileg der Steuererhebung einräumen – und es wäre die Basis für eine echte ideologische Unabhängigkeit geschaffen.

Anders die Situation in Österreich: Wer Mitglied ist, muss an die katholische, altkatholische oder evangelische Kirche einen Beitrag zahlen. Dieser ist keine Steuer im herkömmlichen Sinn, sondern eine bestimmte Summe, die ausschließlich für die jeweilige Kirche bestimmt ist.

Und in Österreich sind Zuwendungen aus dem Ausland inzwischen verboten. Auf Basis des 2015 beschlossenen Islamgesetzes muss die Finanzierung muslimischer Geistlicher aus dem Inland erfolgen. Was zum großen Aufschrei in den heimischen Moscheen geführt hat. Ohne Auslandsfinanzierung sei etwa die Ausbildung der Imame im nötigen Umfang nicht mehr möglich.

Die Angst vor der muslimischen Finanzkrise verwundert, denn der Zugriff auf das Gläubigerbörserl steht im Islam so fest auf religiösen Beinen wie kaum in einer anderen Religion. Die Zakat ist die dritte der "Fünf Säulen des Islam" und als eine Steuer auf Eigentum religiöse Pflicht. Die Zakat muss bezahlt werden, wenn das Vermögen die Nisab, den Mindestbetrag, überschreitet. 2018 etwa betrug die Nisab 3.121 Euro. Im Sinn einer religiösen Eigenständigkeit gilt es in Österreich daher, Muslime an ihre religiösen Finanzpflichten zu erinnern und vor allem die bislang kaum nachvollziehbaren Wege dieser Abgabe transparent in Richtung der Gemeinden zu lenken. (Markus Rohrhofer, 27.12.2018)