Die "Konrad Adenauer" musste außerplanmäßig in Köln landen.

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Berlin – Was Ende November nach einer einfachen Sicherheitslandung ausgesehen hatte, war offenbar doch gefährlicher als ursprünglich angenommen: Beim geplanten Flug zum G20-Gipfel in Buenos Aires, den die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel Ende November abbrechen musste, ist eine ganze Reihe von technischen Fehlern aufgetreten. Das belegt offenbar ein Bericht der Bundeswehr.

Der "Spiegel" zitierte am Mittwoch aus dem Bericht, in dem die Bundeswehr auch nicht mit Kritik an der deutschen Lufthansa spart. Deren Tochter Lufthansa Technik ist für die Wartung des Regierungsairbus A340 zuständig. Das Unternehmen hat mittlerweile reagiert und eigene Fehler bestritten.

Reihe gefährlicher Probleme

Klar ist nach dem Bericht jedenfalls, dass es beim abgebrochenen Flug nicht zu einem, sondern zu einer ganzen Reihe an Gefahrenmomenten gekommen ist: Zunächst fiel demnach gleich nach dem Start ein Teil der Bordelektronik aus, weil es an einem Gleichrichter (einem Gerät, das Wechsel- in Gleichstrom umwandelt) eine defekte Lötstelle gegeben habe. Anschließend sei zwar ein Ersatz-System angesprungen, dieses habe sich wegen einer ganzen Serie an defekten Umschlatrelais aber nach 70 Sekunden wieder deaktiviert.

Und damit begann laut dem "Spiegel"-Bericht erst jene Serie an Ereignissen, wegen derer der Defekt als Vorfall der Kategorie C – "erhebliche Vorfälle" klassifiziert worden sei: Wegen des Stromausfalls war nämlich nicht nur der Funkkontakt zum Boden abgerissen, sondern auch das System zum Ablassen von Sprit außer Gefecht. Die Maschine, deren Piloten erst nach einiger Zeit via Satellitentelefon Kontakt zum Boden aufnehmen konnten, musste später vollgetankt landen – was ohnehin als riskant gilt, sich im konkreten Fall aber als besonders problematisch erwies, weil wegen Bauarbeiten nur die kürzere von zwei Landebahnen am Flughafen Köln in Betrieb war.

Lufthansa dementiert Verantwortung

Als Fehler kreidet der Bericht der Lufthansa-Technik fehlende Kommunikation an. Denn zumindest das Funkgerät wäre seit einem Umbau im Jahr 2010 durchaus mit einer weiteren Notstromversorgung wieder in Gang zu setzen gewesen – nur wussten die Piloten der Bundeswehr nichts davon, weil sie vom Hersteller nicht über dieses System informiert worden seien, berichtet der "Spiegel".

Die Lufthansa selbst reagierte auf den Bericht in zweierlei Weise: Erstens hat man laut dem "Spiegel" alle Piloten, die mit dem fraglichen System in Berührung kommen, erneut auf die neue Notstromversorgung hingewiesen. Andererseits dementiert man laut der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", dass es einen Fehler gegeben habe. Es seien "zu jedem Zeitpunkt sämtliche luftrechtlichen Vorgaben eingehalten" worden, teilte ein Sprecher demnach mit. "Das gilt auch für den Umgang mit Dokumentationspflichten."

Merkel selbst jedenfalls reiste am Folgetag mit der Konkurrenz: Sie nahm einen Flug der Gesellschaft Iberia, der sie via Madrid nach Buenos Aires brachte. Grund für die Entscheidung war freilich nicht fehlendes Vertrauen, sondern der günstigere Zeitplan. (mesc, 28.12.2018)