Die Polizei revidierte am Freitag ihre Angaben auf "ein oder zwei Flüchtige".

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Die Klosterkirche in Wien-Floridsdorf.

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Wien – Der Überfall auf mehrere Ordensbrüder in der Klosterkirche Maria Immaculata in Wien-Floridsdorf könnte nur von einem Täter begangen worden sein. Die Opfer machten in ersten Befragungen unterschiedliche Angaben, die Polizei revidierte deshalb ihre Angaben auf "ein oder zwei Flüchtige", erläuterte Polizeisprecher Patrick Maierhofer am Freitag.

Die Ordensbrüder – sechs von ihnen wurden Opfer des Überfalls und gefesselt – sollten ab Mittag einvernommen werden. Fünf von ihnen wurden bedroht, malträtiert und geschlagen. Ein 68-Jähriger erlitt dabei Rissquetschwunden, Kopfverletzungen und vermutlich einen Armbruch. Den anderen vier wurden Verletzungen an Kopf und Oberkörper zugefügt.

Drei Ordensbrüder konnten noch in der Nacht auf Freitag wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden, berichtete Kathpress. "Der Orden ist in intensiver Zusammenarbeit mit der Polizei um Aufklärung bemüht", sagte der Vorstandsvorsitzende des Schulvereins "De La Salle", Walter Kröner.

Kröner zeigte sich erleichtert, dass es zumindest drei Opfern bessern gehe. "Unsere Gedanken sind jetzt ganz bei den beiden schwer verletzten Mitbrüdern, und wir hoffen, dass sie bald wieder völlig gesund bei uns sein werden", sagte er namens des Ordens.

Kardinal Schönborn "tief betroffen"

"Tief betroffen" zeigte sich auch Kardinal Christoph Schönborn unmittelbar nach der Tat am Donnerstagabend. "Kirchen sind Orte des Friedens und der Zuwendung – das macht uns die Weihnachtszeit in besonderer Weise bewusst." Umso trauriger sei die Nachricht vom brutalen Ereignis, sagte der Wiener Erzbischof. "Gott sei Dank kommt so etwas in Österreich nur sehr selten vor. Ich bete für die baldige Genesung der Opfer und die Reue der Täter." Der Wiener Erzbischof besuchte gleich nach Beendigung des Großeinsatzes der Polizei den Orden in Strebersdorf.

Am Freitag war die Spurensicherung noch im Gang, zur Sicherung von DNA-Spuren und Fingerabdrücken blieb die Kirche vorerst geschlossen.

Mit Pistole bewaffnet

Am Donnerstag gegen 13.30 Uhr war der mit einer Pistole bewaffnete Täter in die Kirche der Schulbrüder in der Anton-Böck-Gasse gekommen und hatte den 68-jährigen Ordensbruder gezwungen, sich auf den Boden zu legen. Der Geistliche wurde in der Folge misshandelt und dabei schwer verletzt. Laut Polizei hatte der Täter "diverse Werkzeuge" bei sich, darunter eine Eisenstange. Mehr Angaben wollte die Polizei aus kriminaltaktischen Gründen nicht machen.

Als weitere Angehörige der Ordensgemeinschaft in die Kirche kamen, wurden sie ebenfalls mit Schlägen traktiert und gezwungen, sich hinzulegen. Mit Schnüren, Kleidungsstücken und Kabelbindern wurden sie gefesselt und stundenlang festgehalten. Ein sechster Ordensbruder wurde in Büroräumen angebunden.

Der Täter, der laut Beschreibung 1,80 Meter groß ist, dunkles Haar hat und Deutsch mit Akzent sprach, wurde das letzte Mal gegen 15.30 Uhr gesehen. Trotz Verletzungen und Knebelung konnte sich ein Ordensbruder befreien und um 16.16 Uhr die Polizei rufen. Fünf Minuten später trafen die Einsatzkräfte ein. Rund ein Dutzend weitere Geistliche hielten sich in anderen Räumen des Pfarrhauses auf. Ob sie von dem Überfall etwas mitbekommen haben, ist noch Gegenstand von Ermittlungen.

Areal wurde großräumig abgesperrt

Das Areal wurde sofort großräumig abgesperrt. Die Kirche, das Pfarrhaus und das Gelände wurde von Beamten der Sondereinheit Wega durchsucht. Zeitgleich wurde eine Großfahndung ausgelöst, an der auch ein Hubschrauber beteiligt war. Insgesamt waren 120 Beamte im Einsatz. Die Wiener Berufsrettung hat mit dem Katastrophenzug die Versorgung der Verletzten übernommen. Von dem oder womöglich den Tätern fehlte allerdings jede Spur. Die Straßensperren wurden um 19.15 Uhr wieder aufgehoben.

Polizei geht von Vermögensdelikt aus

Die Polizei geht von einem Vermögensdelikt aus, was genau geraubt wurde, war Freitagmittag noch unklar. Als sicher gilt, dass im Pfarrhaus ein offener Safe entdeckt wurde, aus dem eine Pistole vom Kaliber 9mm entwendet worden war, berichtete Polizeisprecher Harald Sörös kurz nach dem Überfall. Dabei könnte es sich um jene Waffe handeln, mit der der Täter die Geistlichen zwang, sich auf den Boden zu legen. (red, APA, 28.12.2018)