Therapiearbeit mit gewalttätigen Männern ist gleichzeitig auch Opferschutz.

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Salzburg – Natürlich würden Männer im Pinzgau nicht häufiger gewalttätig werden als anderswo, sagt Bezirkspolizeikommandant Kurt Möschl. In dem 90.000 Einwohner zählenden Bezirk habe man 2018 etwas über 70 Wegweisungen nach familiärer Gewalt verfügt. Das liege im Österreichschnitt.

Dass sich der Polizeichef des Bezirkes Zell am See trotzdem ganz besonders für eine eigene Männerberatungsstelle in seinem Gau einsetzt, hat mehr mit der Geografie zu tun. Aus dem Tennengau oder dem Flachgau komme man schnell in die Landeshauptstadt; vom Pinzgau aus, sei das schwieriger.

Mit April 2019 könnten die Bemühungen nun von Erfolg gekrönt sein: Läuft alles nach Plan, wird der seit 1998 in der Stadt Salzburg aktive Beratungsverein "Männerwelten" im drittgrößten Flächenbezirk Österreichs einen Ableger gründen können. Für das vorerst auf zwei Jahre ausgelegte Projekt sind 70.000 Euro vorgesehen, der Großteil wird von EU und vom Bund finanziert. Das Land Salzburg soll 28.000 Euro beisteuern, sagt Uwe Höfferer Geschäftsführer von "Jugend am Werk" der Trägerorganisation der "Männerwelten". Der ressortzuständige Landeshauptmannstellvertreter Heinrich Schellhorn (Grüne) hat signalisiert, dem Projekt positiv gegenüberzustehen.

Antigewalttraining

Zu den expliziten Fürsprechern des Vorhabens gehört auch das Frauenhaus Pinzgau. Mit einer Männerberatungsstelle wäre endlich gewährleistet, "dass die seitlangem bestehende gesetzliche Möglichkeit von Weisungen im Strafverfahren – wie beispielsweise ein Antigewalttraining – durch das Bezirksgericht auch eine Zieladresse bekommt", heißt es vonseiten des Frauenhauses.

"Uns ist es gelungen zu beweisen, dass Männer Beratung annehmen", sagt Harald Burgauner. Der Sozialberater hat den Verein "Männerwelten" vor 20 Jahren in Salzburg gegründet. Etwa 200 Männer finden jährlich den Weg zur Männerberatung. Viele kommen auf Anraten der Kinder- und Jugendhilfe, andere auf Betreiben von Familienrichtern.

Erfolgsquote

Geht es um Gewalt im öffentlichen Raum, wären viele Klienten dabei, die vom Gericht Auflagen bekommen hätten. Bei Beziehungsgewalt werde seltener mit gerichtlichen Auflagen gearbeitet, aber viele Männer kämen aus eigenem Antrieb, da sie sich der Problematik bewusst wären, sagt Burgauner. Die Erfolgsquote der Beratung sei naturgemäß schwierig zu quantifizieren: "Verhinderte Gewalt ist nicht messbar", sagt Burgauner. Die große Mehrheit der Betreuten habe aber in ein gewaltfreies Leben zurückgefunden. (Thomas Neuhold, 30.12.2018)