Joseph Kabila stimmte am Sonntag ab. Geht alles nach Plan, folgt bald der Rücktritt.

Foto: APA / AFP / Luis Tato

Bald ist er also weg, der Mann, der seit 2001 den Kongo, Afrikas zweitgrößten Staat, regiert und über den man trotzdem wenig weiß: Joseph Kabila, vor rund 47 Jahren entweder im Ostkongo, in Tansania oder vielleicht in Ruanda geboren; Sohn eines Rebellenführers, durch die Ermordung seines Vaters 2001 relativ unvermittelt an die Macht gekommen – der dann doch regierte, als habe er schon lange einen Plan dafür gehabt; angeblicher Demokrat, der zwei fünfjährige Amtszeiten über 18 Jahre streckte, Wahlen durch Manipulation gewann und Demonstranten niederschießen ließ; selbsternannter Einiger des Kongo, der die Sprachen des von ihm regierten Staates erst im Amt und mehr schlecht als recht lernte.

Dass so wenig Gesichertes über die Herkunft von Kabila bekannt ist, liegt an den Umständen seiner Geburt: Kabilas Vater, der einst linke Rebell Laurent Kabila, war einer der wichtigsten Gegner des von Washington unterstützten Staatschefs Mobutu Sese Seko, in dessen Amtszeit der Kongo noch Zaire hieß. Seinen Sohn ließ Kabila Sr. versteckt in Tansania aufwachsen, weshalb dieser später die dortigen Sprachen Englisch und Suaheli, nicht aber die Hauptidiome des Kongo, Französisch und Lingala, beherrschen sollte.

Ein Kriegsfilmfan im Krieg

Seine Begeisterung für Kriegsfilme konnte Joseph dafür bald ausleben: Bei seiner Militärausbildung zunächst in Uganda, später in China – und bald auch im echten Krieg. Als Laurent Kabilas Rebellen mithilfe Ugandas und Ruandas 1997 bis Kinshasa marschierten, war Joseph als Chef einer Einheit dabei, in der auch Kindersoldaten kämpften. Als sein Vater sich mit Ruandas Regierung zerstritt und mit deren Hilfe von Leibwächtern ermordet wurde, war der 29-jährige Joseph 2001 plötzlich Präsident.

18 Jahre später fällt die Bilanz gespalten aus: Fortschritte gibt es bei der Einheit des Landes, einige Friedensverträge mit regionalen Rebellen halten – andere nicht: Die politisch-geografische Spaltung ist immer noch groß. Vom starken Wirtschaftswachstum profitierten eher Kabila und seine Getreuen als jene zwei Drittel des Volkes, die mit weniger als zwei Dollar am Tag auskommen müssen. Vor allem bleibt der immer brutalere Umgang mit Opposition und Demonstranten als Erbe.

Ganz besonders unklar ist, welche Rolle Kabila nach der Wahl spielen will: Dass er sich nicht nur mit Frau und Tochter auf sein Gut nahe Kinshasa zurückziehen und dort seinem Hobby, dem Motocross frönen will, hat er schon angedeutet. (Manuel Escher, 30.12.2018)