Mit einer selbstgebastelten Bombe wurden am Freitag in Giza vier Menschen getötet und zwölf weitere verletzt.

Foto: APA/AFP/MOHAMED EL-SHAHED

Giza – Bei einem Bombenanschlag auf einen Minibus wurden am Freitag in einem Außenbezirk von Kairos Schwesterstadt Giza vier Menschen getötet und zwölf weitere verletzt. Neben drei vietnamesischen TouristInnen wurde bei der Explosion der offenbar am Straßenrand platzierten selbstgebauten Bombe auch der ägyptische Reiseführer der 14köpfigen Reisegruppe getötet. In ägyptischen TV- und Onlinemedien präsentierte Photo- und Videoaufnahmen des Anschlagsortes zeigen den schwer beschädigten Bus sowie ein Loch in einer neben der Straße gelegenen Mauer, dass offenbar durch die Wucht der Explosion verursacht wurde.

Die Hintergründe des Anschlags sind derweil unklar, hat doch bisher keine der im Land bekannten Terrorgruppen die Verantwortung für die Tat übernommen. Entsprechend ist auch nicht zweifelsfrei geklärt, ob es sich um einen gezielten Anschlag auf TouristInnen handelt. Bisher setzte nur der zumeist im Norden der Sinai-Halbinsel operierende ägyptische Ableger des IS (Wilayat Sina) auf Attacken gegen TouristInnen, während andere bekannte, aber zuletzt inaktive Terrorgruppen im Land wie Hasm oder Lewa Al-Thawra eigentlich nur für Anschläge auf Staats- und Sicherheitseinrichtungen oder Ägyptens christliche Minderheiten bekannt sind. Seit 2016 hat sich Wilayat Sina zudem außerhalb des Sinai ausschließlich zu Selbstmordattentaten oder bewaffneten Überfällen bekannt und keine Bombenanschläge oder Angriffe auf TouristInnen durchgeführt.

Nur wenige Kilometer von den Pyramiden von Giza entfernt

Für einen gezielten Angriff auf TouristInnen spricht indes der Anschlagsort im Süden des dicht besiedelten Stadtbezirks Haram nur wenige Kilometer entfernt von den weltbekannten Pyramiden von Giza, einer der meistbesuchten Touristenattraktionen des Landes.

Noch am Freitag Abend gab Ägyptens Premierminister Mostafa Madbouly dem Busfahrer und dem getöteten Reiseführer eine implizite Mitschuld an dem Vorfall. Madbouly hatte nach seinem Besuch der Verletzten in einem Krankenhaus in Giza erklärt, die für Touristenausflüge genutzten Routen seien von den Sicherheitsbehörden "stark abgesichert", der Bus habe jedoch die vorgegebene Route verlassen ohne die Behörden zu informieren. Auch der Chef des für die Gruppe verantwortlichen Tourismusunternehmens äußerte sich gegenüber ägyptischen Medien und sagte, der Bus sei von seiner geplanten Route abgewichen und hätte auf dem Weg zum Flughafen sein müssen.

Elf Menschen verhaftet

Ägyptens Sicherheitsapparat reagierte unterdessen schon in der Nacht auf Samstag in altbekannter Manier und tötete nach eigenen Angaben 40 "terroristische Elemente" in drei Verstecken in Giza und der Stadt Al-Arish im Nordsinai. Elf Menschen seien bei den Razzien verhaftet und "große Mengen" an Munition, Feuerwaffen und improvisierten Bomben beschlagnahmt worden. Angaben zu verletzten und getöteten Sicherheitskräften machte das Innenministerium nicht. Die Behörden machten die Getöteten nicht explizit für den Anschlag am Vortag verantwortlich, sondern erklärten nur, diese hätten weitere Anschläge auf Staatseinrichtungen und christliche Gotteshäuser geplant. Ägyptens Sicherheitsapparat will damit wie so oft ein zweifelhaftes Signal der Stärke aussenden und zeigen, dass er durchaus in der Lage ist, präventiv zu handeln. Die vom Innenministerin veröffentlichten Bilder der im Rahmen dieser Operation Getöteten muten jedoch höchst dubios an, legt die Körperhaltung einiger der Toten doch nahe, dass die Leichen vor dem Photographieren bewegt wurden.

Der Anschlag vom Freitag ist dabei ein schwerer Rückschlag für Ägyptens Tourismusindustrie, die sich 2018 erstmals seit Jahren wieder erholt zu haben scheint. Die Einnahmen aus dem für das Land so wichtigen Tourismusgeschäft waren 2016, im Jahr nach dem verheerenden Anschlag auf ein russisches Passagierflugzeug auf der Sinai-Halbinsel, bei dem alle 224 Insassen getötet wurden, um rund 50 Prozent eingebrochen. Seit 2017 hatte sich die Branche nach und nach wieder rehabilitiert, die Anzahl der Touristen im Land war im laufenden Jahr erstmals wieder sichtlich gestiegen. (Philip Sofian Naceur, 31.12.2018)