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Donald Trump zieht die US-Truppen aus Syrien ab.

Foto: AP / Andrew Harnik

Washington – US-Präsident Donald Trump hat seine Anordnung zum Truppenabzug aus Syrien verteidigt. "Ich habe im Wahlkampf den Abzug aus Syrien und anderen Ländern versprochen", twitterte er am Montag. "Jetzt, wo ich damit beginne, beschweren sich die Fake News und ein paar gescheiterte Generäle, die es vor mir nicht hingekriegt haben, über mich und meine Taktik, die funktioniert."

Der einflussreiche republikanische Senator und Trump-Verbündete Lindsey Graham stellte sich nach anfänglicher Kritik hinter die Syrien-Strategie des Präsidenten.

Graham nach Essen mit Trump überzeugt

Trump werde sicherstellen, dass die Extremisten-Miliz "Islamischer Staat" (IS) endgültig besiegt werde, der Iran die Lücke nicht ausfülle und die kurdischen Verbündeten der USA geschützt seien, schrieb Graham am Sonntag nach einem Essen mit Trump auf Twitter. Noch in der Früh hatte er dem Sender CNN gesagt, er werde den Präsidenten auffordern, den Abzug zu überdenken. "Er hat mir einige Dinge erzählt, die ich nicht wusste", erklärte Graham später. Nun habe er ein viel besseres Gefühl bezüglich des Vorgehens in Syrien. Die Abzugspläne würden auf "kluge Weise" verlangsamt.

Graham gilt als Verbündeter Trumps. Er vertritt jedoch mit Blick auf die Auslandspolitik zum Teil eine andere Meinung als der Präsident. Trump hatte Mitte Dezember den Abzug der 2.000 US- Soldaten aus Syrien angekündigt und dies damit begründet, dass der IS besiegt sei. Er erntete dafür heftige Kritik von hochrangigen Militärs und Republikanern, die ihm vorwarfen, mit der Entscheidung dem Iran und Russland in die Hände zu spielen und die mit den USA verbündete Kurdenmiliz YPG im Stich zu lassen. Die USA hatten die YPG-Kämpfer gegen die Islamisten unterstützt.

Befürchtungen im Irak

Irakische Kampfflugzeuge flogen unterdessen nach Militärangaben einen Angriff auf den IS in Syrien. Ziel sei ein Treffen der IS-Führung in der Nähe der Stadt Deir al-Zor gewesen. An der Zusammenkunft hätten 30 Kämpfer teilgenommen. Um wen es sich dabei handelte, blieb am Montag offen. Die F-16-Jets hätten bei ihrem Einsatz ein Gebäude zerstört.

Erst am Sonntag hatte die Regierung in Bagdad signalisiert, angesichts des geplanten US-Abzugs aus Syrien ihre Armee verstärkt in dem Bürgerkriegsland einzusetzen. Der Irak befürchtet, dass IS-Kämpfer wieder über die Grenze kommen und Anschläge verüben. In den vergangenen Monaten hat das Land mehrmals mit Billigung des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad Ziele in Syrien aus der Luft angegriffen.

Der Irak könnte nach Worten von Ministerpräsident Adel Abdul Mahdi vom Sonntag über die bisherige Vereinbarung mit Syrien hinausgehen. Details nannte er nicht. Demnach trafen sich Vertreter aus Bagdad mit Assad in Damaskus. "Sollte es in Syrien zu einer negativen Entwicklung kommen, würde uns das betreffen. Wir haben eine 600 Kilometer lange Grenze mit Syrien und der IS ist dort", sagte Abdul Mahdi. Der Irak, wo der IS neben Syrien eine Hochburg hatte, wolle mit dem Gespräch die Initiative ergreifen und nicht die Folgen des US-Abzugs ausbaden müssen.

Aktivisten mit Jahresbilanz zum Syrienkrieg

Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Montag mitteilte, ist die Zahl der Toten im Syrien-Krieg im Jahr 2018 zurückgegangen. Demnach starben etwa 19.800 Menschen bei den Kämpfen zwischen Rebellen und der syrischen Armee. Ein Jahr zuvor waren im Syrien-Krieg noch rund 33.500 Menschen getötet worden. Die oppositionsnahe Beobachtungsstelle mit Sitz in Großbritannien dokumentiert seit 2011 Opferzahlen in Syrien. Ihre Informationen bezieht die Gruppe aus einem breiten Netzwerk im Bürgerkriegsland selbst.

Nach Angaben der Aktivisten konnten die Regierungstruppen 2018 wieder große Teile des Landes unter ihre Kontrolle bringen. Die Regierungstruppen kontrollierten demnach mehr als 60 Prozent des Staatsgebietes. Unterstützt von Russland und dem Iran konnte die Regierung Rebellen vor allem aus der Umgebung der Hauptstadt Damaskus zurückdrängen.

James Mattis ist Geschichte

Der scheidende US-Verteidigungsminister James Mattis, der aus Protest gegen die Entscheidung Trumps, die US-Soldaten aus Syrien abzuziehen, zurückgetreten ist, hat den Mitarbeitern seines Ministeriums und dem Militär in einem Abschiedsbrief Mut zugesprochen. Die Führung des Pentagons bleibe in den "bestmöglichen Händen", hieß es in dem Schreiben, das am Montag veröffentlicht wurde. "Unser Ministerium ist erwiesenermaßen am besten, wenn die Zeiten am schwierigsten sind. Deswegen behaltet den Glauben an unser Land und bleibt fest an der Seite unserer Verbündeten gegen unsere Feinde", fügte Mattis hinzu. Der 68-Jährige hatte schon in seinem Rücktrittsschreiben die Bedeutung internationaler Bündnisse, besonders der Nato sowie der Allianz gegen den "Islamischen Staat", betont und war damit auf Distanz zu Trump gegangen. Am Montag war Mattis' letzter Arbeitstag. Vom heutigen Dienstag an wird das Amt kommissarisch von seinem bisherigen Stellvertreter Patrick Shanahan geführt. (APA, dpa, 31.12.2018)