Präsident Trump auf Truppenbesuch in Ramstein in Deutschland.

Foto: APA/AFP/SAUL LOEB

Willst du wahrlich Macht ausüben, dann vereine nicht das Volk, sondern säe Zwietracht und nütze diese für deine Interessen. Die Maxime "divide et impera" (teile und herrsche), die schon im Römischen Reich praktiziert wurde und die Niccolò Machiavelli Jahrhunderte später in seinem Buch "Il Principe" auch dem Florentiner Fürsten Lorenzo di Piero de' Medici anempfahl, hat heute unter Rechtspopulisten viele Anhänger.

Unter ihnen ist auch Donald Trump. In seinen ersten zwei Amtsjahren hat er selten das Einigende, sondern fast immer das Trennende betont – und damit gespielt. Die Verursacher dieser Spaltungen sind dabei im Narrativ des US-Präsidenten stets die anderen, nie er selbst. Mal sind es die Chinesen, die einen Handelskrieg wollen (und den sollen sie auch bekommen); dann sind es die Europäer, die nicht genug für die militärische Sicherheit des Planeten tun; oder es sind die Lateinamerikaner, die sich in den USA auf Kosten der "Amerikaner" bereichern wollten. Also soll eine Mauer gebaut werden, um sie davon abzuhalten.

Trump hat diese Mauer zu Mexiko schon im Wahlkampf versprochen. Sie steht bis heute nicht und wird wohl auch bis zu seinem Amtsende nicht stehen. Aber schon allein mit der Idee, mit der Vorstellung davon lässt sich vortrefflich Politik machen. Denn die Mauer verläuft nicht von San Diego bis zur Mündung des Rio Grande, sondern quer durch die Gesellschaft der USA. Divide et impera. (Gianluca Wallisch, 2.1.2019)