"Wos wüst?" – Mo Salah, Oktober 2018.

APA/AFP/PAUL ELLIS

"Wos wüst?" – Fernandinho, Oktober 2018.

APA/AFP/PAUL ELLIS

Manchester – Jürgen Klopp gegen Pep Guardiola, Tabellenführer gegen Titelverteidiger, FC Liverpool gegen Manchester City: Um den Reiz des Duells der beiden englischen Fußballgroßmächte zu erklären, bedarf es diesmal wirklich nur weniger Worte, zu eindeutig ist die Ausgangslage. Erobern die Reds am Donnerstagabend (21 Uhr / DAZN) im Topspiel der Premier League auch das Etihad Stadium von Manchester, müsste es schon mit dem Teufel zugehen, würde Liverpool nicht erstmals seit 1990 wieder englischer Meister. Nur einer will davon so gar nichts wissen.

"Wir denken nicht an den Vorsprung, nicht eine Sekunde", sagte Liverpools Teammanager Klopp: "Woran wir denken, sind 54 Punkte. Unglaublich, um ehrlich zu sein." Diese unerwartet starke Ausbeute haben die Reds nach 20 Spieltagen ohne jede Niederlage auf dem Konto. Viel entscheidender ist aber der Vorsprung von sieben Zählern auf den ärgsten Verfolger City. Nach dem Duell könnten es zehn sein, es wäre wohl die Vorentscheidung im Titelrennen.

Ehrfurcht

So sehen es viele Fans und Medien, so sieht es auch der Spanier Guardiola. "Wenn man sich Liverpools Situation anschaut, wissen wir, dass es vorbei ist, wenn wir Punkte lassen", sagte Citys 47-jähriger Teammanager, dessen Ehrfurcht vor dem Spitzenreiter offensichtlich ist: "Liverpool ist vielleicht das beste Team in Europa oder auf der Welt, und sie sind in Topform."

Der große Pep Guardiola macht sein Team klein.
Foto: APA/AFP/GLYN KIRK

Der Respekt ist dem Katalanen nicht zu verdenken. Immerhin kommt Klopps Team nicht nur auf 48 geschossene Tore, sondern ließ bislang auch nur acht Gegentreffer zu. Hinten machen Abwehrchef Virgil van Dijk und Weltklassetorwart Alisson dicht, vorn lassen Mohamed Salah, Ex-Salzburger Sadio Mane und Roberto Firmino ihre Magie wirken.

Salahs Geschenk, Firminos Elfer

Das hat am Samstag beim 5:1-Kantersieg auch der FC Arsenal zu spüren bekommen. Der ägyptische Volksheld Salah befindet sich wieder in Topform, der 26-Jährige hat in den vergangenen fünf Partien sechs Tore erzielt. Es hätten auch sieben sein können, allerdings ließ er gegen Arsenal Firmino einen Strafstoß ausführen. Der Brasilianer verwandelte sicher, bejubelte somit seinen allerersten Dreierpack. "Das war die Geste des Jahres", sagte Klopp. "2018 endete mit einem Weihnachtsgeschenk von Mo Salah. Ich habe es geliebt. Feiert Silvester, seid laut. Und seid bereit am 3. Jänner."

Liverpool ist in Form, Klopp ist sowieso in Form.
Foto: APA/AFP/PAUL ELLIS

Dass sich daraus nicht auf City, das zuletzt ohne die angeschlagenen Spieler Ilkay Gündogan und Kevin De Bruyne beim von Ralph Hasenhüttl betreuten FC Southampton 3:1 gewann, rückschließen lässt, merkte Klopp sogleich an. "Wir alle wissen, dass Manchester City ein fantastisches Fußballteam ist. Und ein Auswärtsspiel bei City – wer kann dort hinfahren und denken: 'Wir werden wahrscheinlich gewinnen'? Kein Team der Welt, nicht einmal wir", sagte der Deutsche, der gleich einmal das Worst-Case-Szenario durchspielte. Sollte nämlich City siegen, schmölze der Liverpooler Vorsprung auf vier Punkte. Und Klopp ahnte schon nach dem Arsenal-Spiel, was dann in den seriösen wie unseriösen englischen Medien los sein könnte: "Ihr alle seid die Ersten, die dann die Schlagzeile 'Werden sie nervös?' bringen."

Bilanz

Beruhigen könnte den 51-Jährigen seine persönliche Bilanz gegen Guardiola. In 15 Spielen gegen den Katalanen siegte der Ex-Trainer von Borussia Dortmund achtmal und holte zwei Remis. Als starker Mann in Liverpool verlor Klopp in mehr als drei Jahren erst einmal gegen seinen früheren Bayern-Widerpart (0:5 gegen City im September 2017).

Im vergangenen April räumten die Reds den Liga-Rivalen gar im Viertelfinale der Champions League aus dem Weg. Und auch diesmal steht Man City auf dem Speiseplan, wie Klopp trotz aller Bescheidenheit verriet: "Wir sind hungrig. Unser Ziel vor Beginn der Saison war es, im dritten Jahr in Folge die Champions League zu erreichen. Selbst das haben wir noch nicht geschafft. Die Meisterschaft ist ein Marathon. Alle sagen, dass wir gewinnen. Aber wir müssen erst einmal die Distanz zu Ende laufen." (sid, red, 2.1.2019)