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Ein Absturz sieht zwar anders aus, aber ein erfreulicher Start in ein neues Jahr auch.

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Wien/Frankfurt – Neues Jahr, alte Sorgen. Die vielen ungelösten Probleme weltweit sorgen auch bei den Anlegern für Katerstimmung. Der deutsche Dax lag am Mittwochmittag knapp im Minus bei 10.543 Punkten und der EuroStoxx50 verlor 0,7 Prozent auf 2979 Zähler. Auch die Wiener Börse kann sich der Stimmung nicht entziehen. Nach Gewinnen zum Handelsstart und darauffolgende Kursverluste tänzelt der ATX am Nachmittag nur noch auf der Stelle. Der heimische Leitindex wurde um 14.15 Uhr mit 2.745,45 Punkten errechnet, das ist ein Minus von 0,33 Punkten bzw. 0,01 Prozent. Die Terminkontrakte auf die US-Indizes deuteten auf Eröffnungsverluste der Wall Street hin. "Ein gelungener Jahresstart sieht anders aus", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Die Probleme wurden eben nicht mit den Silvesterraketen in die Luft geschossen."

Auf die Stimmung der Investoren schlugen enttäuschende Konjunkturdaten aus China. Das Stimmungsbarometer der dortigen Einkaufsmanager fiel im Dezember erstmals seit gut eineinhalb Jahren unter die Schwelle von 50 Punkten, die Wachstum signalisiert. Die Zahlen signalisierten, dass der Aufschwung seinen Höhepunkt überschritten habe, sagte Tim Graf, Chef-Stratege vom Anlageberater State Street. Die europäische Wirtschaft leide darüber hinaus unter dem Ende der Geldspritzen durch die Europäische Zentralbank (EZB). Vor diesem Hintergrund fiel der deutsche Einkaufsmanagerindex im Dezember auf ein Drei-Jahres-Tief von 51,4 Punkten.

Kopfschmerzen bereitete Anlegern außerdem der Budgetstreit in den USA. Dieser legt seit fast zwei Wochen große Teile der Bundesbehörden lahm. Kern der Auseinandersetzung ist die Forderung von Präsident Donald Trump nach einer Freigabe von fünf Milliarden Dollar zum Bau einer Grenzmauer zu Mexiko. Die Demokraten lehnen das ab. "Wenn der US-Präsident überdreht und es den Demokraten unmöglich macht, einem Kompromiss zuzustimmen, geht's schief", warnte Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann. "Das ist nicht wahrscheinlich, aber auch nicht unmöglich."

Krisenwährungen gefragt

Die Furcht vor einer Abkühlung der Weltwirtschaft lastete auf Rohstoffen. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um 1,3 Prozent auf 53,08 Dollar je Barrel (159 Liter). Der Kupfer-Preis fiel zeitweise um 1,8 Prozent auf ein Dreieinhalb-Monats-Tief von 5856 Dollar je Tonne. Dies löste einen Ausverkauf bei Bergbaufirmen aus. In London rutschten die Aktien von Anglo American, BHP Billiton, Antofagasta, Fresnillo, Glencore oder Rio Tinto um bis zu 4,7 Prozent ab.

Abwärts ging es auch für den Euro, der sich um 0,7 Prozent auf 1,1379 Dollar verbilligte. Einige Anleger nahmen daher Kurs auf "sichere Häfen". Die "Antikrisen-Währung" Gold war mit 1288,66 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) zeitweise so teuer wie zuletzt vor sieben Monaten. Die Nachfrage nach Bundesanleihen drückte die Rendite der zehnjährigen Titel auf ein Zwei-Jahres-Tief von 0,151 Prozent.

Mit Erleichterung reagierten Investoren auf die Verabschiedung des nachgebesserten italienischen Haushalts durch das Parlament in Rom am Wochenende. Sie griffen bei den Anleihen des Landes zu und drückten die Rendite der zehnjährigen Papiere auf ein Fünf-Monats-Tief von 2,692 Prozent. Zuvor hatte die italienische Regierung nach wochenlangem Streit mit der EU-Kommission das Ziel für die Neuverschuldung auf 2,04 von 2,4 Prozent der Wirtschaftsleistung gesenkt. Damit sei die Verunsicherung beseitigt, die die Wirtschaft des Landes in den vergangenen Monaten belastet habe, schrieb Volkswirt Peter Schafer von der Investmentbank RBC Capital Markets. (Reuters, APA, red, 2.1.2019)