Wie bei einer Zwiebel besteht das Tor-Netzwerk aus mehreren Ebenen, die eine Nachvollziehbarkeit einzelner Nutzer praktisch unmöglich machen sollen.

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Wer glaubt im Netz anonym unterwegs zu sein, der liegt damit üblicherweise falsch. Ohne weitere Schutzmaßnahmen sind einzelne Nutzer aufgrund ihrer IP-Adresse aber auch anhand der von ihnen genutzten Software nicht sonderlich schwer zu identifizieren. Wer das nicht will, der muss schon zu speziell für diese Aufgaben gedachten Tools greifen – wie etwa das Anonymisierungsnetzwerk Tor.

Neuer Versuch

Dass dies nicht in größerem Umfang passiert, hat mehrere Gründe. Einer davon: Tor war in der Vergangenheit relativ umständlich zu nutzen. Wer sich bisher davon abschrecken ließe, sollte der Software aber wieder einmal eine neue Chance geben, betont das Magazin Wired in einem aktuellen Artikel. Tor habe im vergangenen Jahr nämlich signifikante Fortschritte gemacht.

Da wäre einmal die Veröffentlichung des offiziellen Tor Browsers für Android. Bei dessen Nutzung kann man sich sicher sein, dass alle Verbindungen über das Anyonmisierungsnetzwerk laufen – eine Konfiguration durch die Nutzer braucht es also nicht. Doch auch am Desktop gibt es Fortschritte: Der alternative Browser Brave bietet mittlerweile eine Art verbesserten Private-Modus, bei dem alle Verbindungen über Tor abgewickelt werden.

Services

Ein wichtiger Bestandteil der Tor-Idee sind aber auch die sogenannten Onion Services. Dabei handelt es sich um Webseitenadressen, die ausschließlich über Tor aufgerufen werden könne. Wenn die Nutzer vergessen Tor zu aktivieren, kommen sie dort also gar nicht hin. Eine Seite, die Onion Services bereits seit 2014 unterstützt, ist Facebook. Und dort hat man im Oktober den Support noch einmal deutlich ausgebaut. Der Zugriff auf das soziale Netzwerk via Tor ist nun also wesentlich flotter als zuvor. Fast noch wichtiger: Das viel genutzte Content Delivery Network Cloudflare unterstützt mittlerweile ebenfalls Onion-Services. Damit wird es für Nutzer des CDNs einfach eine solche Seite für Tor-Nutzer anzubieten.

Ausblick

Die größte Herausforderung für Tor bleibt aber wohl auch in Zukunft die Performance. Mit dem Umleiten des Datenverkehrs über zahlreiche, auf der ganzen Welt verstreute, Knotenpunkte gehen natürlich deutliche Leistungseinbußen einher. Insofern gilt es für die Entwickler vor allem die Infrastruktur des Netzwerks im Griff zu behalten. (red, 2.1.2018)