London – Nach dem Austritt aus der EU will Großbritannien auch seine Verteidigungspolitik ändern. In einem Interview mit dem "Sunday Telegraph" kündigte Verteidigungsminister Gavin Williamson (42) an, mehr Truppen in Übersee stationieren zu wollen. Er erklärte, dass man sich von der 1968 formulierten "Östlich von Suez"-Doktrin verabschieden wolle, in deren Rahmen die Militärstützpunkte in Malaysia, Singapur, dem Persischen Golf und den Malediven aufgegeben wurden.
Dafür will Williamson zwei neue Basen, eine in der Karibik und eine in Südostasien, errichten. Als mögliche Standorte werden Singapur und Brunei im Südchinesischen Meer und die Insel Montserrat oder Guayana in der Karibik genannt. Großbritannien unterhält derzeit Basen in Zypern, Gibraltar, auf den Falkland-Inseln vor Argentinien und auf Diego Garcia im Indischen Ozean.
Kriegsschiffe im Pazifik
Im Vorjahr hatte Williamson angeordnet, die britische Militärpräsenz weltweit zu erhöhen. Dem "Sunday Telegraph" gegenüber erklärte er stolz, an diesen Weihnachtstagen seien "zum ersten Mal seit einer Generation" zwei britische Kriegsschiffe im Pazifik unterwegs.
Williamson äußerte die Hoffnung, dass Großbritannien nach dem EU-Austritt die Beziehungen zu Australien, Kanada, Neuseeland, der Karibik und "Ländern quer durch Afrika" ausbauen werde. Diese Länder schauten auf das Vereinigte Königreich, weil sie sich von ihm "moralische, militärische und globale Führung" erwarteten.
Neue Schiffe
Die Marine soll Anfang 2020 fünf zusätzliche Patrouillenboote erhalten, im selben Jahr ist geplant, den neuen Flugzeugträger Queen Elizabeth in Betrieb zu nehmen. Das Schwesterschiff Prince of Wales soll 2023 folgen.
Mit seinen Plänen, die Militärpräsenz in der Karibik auszubauen, ist Großbritannien nicht allein: Im Dezember berichteten russische Medien, dass Moskau auf der venezolanischen Insel La Orchila Langstreckenbomber des Typs Tupolew 160 stationieren wolle, zwei Flugzeuge dieses Typs besuchten den Karibikstaat. (bed, 2.1.2019)