Nicht nur das Glück, auch das Wissen ist ein Vogerl. Im Gegensatz zum jungen Adler, um beim so gerne genützten Bild für Österreichs Skispringer zu bleiben, ist es ein Nest- bzw. Horstflüchter. Die gegenwärtige Erfolglosigkeit der Skispringer, die vor allem bei einem Großereignis wie der Vierschanzentournee selbst dem Gelegenheitsfan ins Auge fällt, resultiert auch aus den unfassbaren Erfolgen der jüngeren Vergangenheit.

Die Ära der sogenannten Superadler um Gregor Schlierenzauer und Thomas Morgenstern hinderte eine ganze Generation von Skispringern am Vorankommen. Im Nationalteam war schlicht kein Platz für das Sammeln von Erfahrungen. In Alexander Pointner hielt ein Mann den Cheftrainerposten, der mit jedem Triumph seiner Schützlinge unantastbarer schien. Bestens ausgebildete Trainerkollegen, die Pointner effizient, aber oft unbedankt zuarbeiteten, mussten anderswo Chef werden. Die von Vordenker Anton Innauer beschworene österreichische Skisprungkultur feiert jetzt in Deutschland, Polen oder Norwegen fröhliche Urständ. Der Braindrain ließ eine gewisse Ratlosigkeit zurück, als die Superadler in den Sinkflug gerieten, schon unter Pointner, der sich heute als gnadenloser Kritiker gefällt. Die aktuell redliche Arbeit ersetzt Problemlösungskompetenz nicht. Die Heimholung des Wissens braucht allerdings Zeit. Bis dahin das Glück namens Vogerl zu zwingen ist gerade im Skispringen eine gefährliche Sache. (Sigi Lützow, 2.1.2019)