Das große kosmische Geflecht: Zwischen den Galaxien (orange) erstrecken sich gigantische fadenförmige Verbindungen, sogenannte Filamente (blau). In diesen lassen sich kleine Taschen von "nicht verschmutztem" Big-Bang-Material finden. Diese sind den Schockwellen explodierender Sterne (dargestellt als Kreise um orange Punkte) bislang entgangen.
Foto: TNG COLLABORATION

Mauna-Kea – Knapp 13,8 Milliarden Jahre sind seit dem Urknall vergangen, und in dieser Zeit ist die von ihm produzierte Materie sukzessive "verschmutzt" worden. Sterne bildeten sich aus lokalen Zusammenballungen von Wasserstoff und Helium, erzeugten in ihren Kernen dann schwerere Elemente – und wenn sie als Novae explodierten, impften sie mit diesen Elementen die umgebenden Gasmassen. Mit jeder neuen Generation an Sternen wurde so das interstellare Rohmaterial stärker mit schweren Elementen durchsetzt.

Aber man kann immer noch Regionen finden, in denen das vom Urknall erzeugte Gas annähernd pur geblieben ist. Von einer solchen berichten Astronomen des Keck-Observatoriums auf Hawaii in den "Monthly Notices of the Royal Astronomical Society". Die Region ist so weit von uns entfernt, dass wir sie so sehen, wie sie 1,5 Milliarden Jahre nach dem Urknall ausgesehen hat. Zumindest so lange hat sie also der Verschmutzung getrotzt.

Fossil des Urknalls

Laut dem Team um Fred Robert und Michael Murphy von der Swinburne University of Technology ist der Gehalt an schweren Elementen in dieser Gaswolke weniger als ein Zehntausendstel von dem in unserer Sonne. Die einleuchtendste Erklärung dafür sei, dass man es mit einem "Fossil des Urknalls" zu tun habe.

Zwei vergleichbare Wolken hatte man bereits 2011 durch reinen Zufall entdeckt. Die nun aufgespürte war das Ergebnis einer gezielten Suche nach solchen Relikten. Die Forscher hatten dafür spektrografische Analysen eines Quasars verwendet, der sich von uns aus gesehen hinter der Gaswolke befindet.

Murphy hofft, dass Entdeckungen dieser Art weiteren Aufschluss über die Anfangszeit des Universums bieten werden – und eine Antwort auf die Frage, warum mancherorts das Gas Sterne und Galaxien gebildet hat und andernorts nicht. (red, 5. 1. 2019)