Schön, sagt der Hausherr, wäre es schon, wenn Österreich bei der nordischen Weltmeisterschaft nicht nur als Gastgeber punkten könnte. Zumindest die Skispringer geben da gegenwärtig wenig Hoffnung. Von sportlichen Erfolgen ist das Gelingen des am 19. Februar zu eröffnenden Events in Seefeld ob Innsbruck für den Chef des Parkhotels, eines Vier-Sterne-Hauses in ruhiger, zentrumsnaher Lage, aber nicht. "Es ist schon gut, wenn was los ist. Gut gebucht wären wir um diese Zeit auch so."

Irritationen

Die ideale Zeit für ein publikumswirksames Großereignis lässt sich für Seefeld kaum benennen. Der Tourismus, die mit Abstand wichtigste Einnahmequelle der rund 3300 Einwohner zählenden Gemeinde auf einem Plateau 600 Meter über dem Inntal, funktioniert ganzjährig. Allenfalls eine WM Ende November, Anfang Dezember wäre für die Belegungszahlen günstiger gewesen. Nicht aber für die wichtigste Zutat auch des nordischen Skisports, den Schnee. Der sorgte zuletzt für Irritationen zwischen den Seefeldern und Österreichs Skiverband, die in Bürgermeister Werner Frießer (ÖVP) und dem Osttiroler Christian Scherer (ÖSV) die Organisationsdoppelspitze stellen. Seit 2015 betreibt die Olympiaregion Seefeld Snowfarming, konserviert also in beträchtlichen Mengen Schnee von gestern für die Saison von morgen.

Weil die WM-Großschanzenbewerbe auf dem Bergisel aufgeführt werden, war dem ÖSV vom Ausrichter für Innsbruck Schnee zur Präparierung zugesagt worden, auf dass Österreichs Team den Heimvorteil schon im Training nützen könne. Allerdings lieferte Seefeld bei weitem nicht die versprochene Menge – angeblich fehlten 1000 Kubikmeter. Da gingen möglicherweise die eigenen Anlagen für das Weihnachtsgeschäft vor. Bürgermeister Frießer ist übrigens Geschäftsführer der gemeindeeigenen Bergbahnen Rosshütte.

Engagement

Die Skispringer schauten jedenfalls durch die Finger. Bis Anfang Februar, wenn die Schanze für alle Nationen gesperrt ist, dürfte sich kein Training für die ohnehin bedürftigen Schützlinge von Coach Andreas Felder mehr ausgehen. ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel hatte sich nach Aussagen des zuständigen sportlichen Leiters, Mario Stecher, in der Sache sehr engagiert – offenbar vergeblich.

Ärgere Wellen schlug im Sommer ein Bericht des Landesrechnungshofes, der auch am Beispiel Seefeld dazu ermahnte, nur dann Förderungen für sportliche Großveranstaltungen lockerzumachen, wenn das Land bereits in die Bewerbungsphase eingebunden ist und eine nachvollziehbare Finanzierung mit realistischer Kosteneinschätzung vorliege. Nach einem Bericht der Tiroler Tageszeitung schwankten die Kosten der WM in Seefeld zwischen ursprünglich prognostizierten 16,5 Millionen Euro bei der Vergabe im Jahr 2014 und fast 28 Millionen im Sommer 2017. Bund und Land tragen von den tatsächlichen Kosten je 40 Prozent, die Gemeinde, die jüngst ein ausgeglichenes Budget für 2019 beschloss, den Rest.

Investitionen

Mit mehr als 22 Millionen Euro schlug jedenfalls die Generalsanierung des Bahnhofs unter Beachtung des Denkmalschutzes für das bestehende Bahnhofsgebäude zu Buche. Er wird nun als höchstgelegener ICE-Anschluss beworben. Bürgermeister Frießer verweist zudem gerne auf die neugeschaffene Sportinfrastruktur, wozu auch ein mehr als hunderttausend Kubikmeter fassender Speicherteich zur Schneeerzeugung gehört. Weiße Elefanten an nach der WM nicht mehr benötigten Bauten soll es keine geben. Seefeld hat ohnehin schon unweit des Ortskerns das sogenannte Playcastle, eine an Lego gemahnende Ritterburg leerstehen.

Zumindest 150.000 Zuseher sollen bis zum WM-Kehraus am 3. März Seefeld bevölkern. Für seine üblichen Gäste hat der Chef des Parkhotels einen Trost: "Die Pisten werden für diese Zeit relativ leer sein." (Sigi Lützow, 3.1.2019)