Rom/Neapel – Der Hafen der Stadt Neapel ist bereit, die Migranten an Bord des deutschen NGO-Schiffs Sea Watch aufzunehmen, das seit zwölf Tagen im Mittelmeer mit 32 Migranten an Bord unterwegs ist. Das berichtete der Bürgermeister von Neapel, Luigi De Magistris, in einem Radiointerview am Donnerstag.

"Ich hoffe, dass das Sea-Watch-Schiff sich dem Hafen Neapel nähert, weil wir bereit sind, es einfahren zu lassen. Ich werde selber die Rettungsaktion koordinieren", sagte der Bürgermeister.

Kritik an Salvini

De Magistris verglich die populistische Regierung in Rom mit Menschenhändlern. "Schlepper bereichern sich mit Migranten. Die Regierungspolitiker bereichern sich, indem sie den Menschen zu verstehen geben, dass das Unglück in den westlichen Ländern Personen und Kindern zuzuschreiben ist, die im Mittelmeer sterben", so De Magistris. Der Bürgermeister attackierte den italienischen Innenminister und Lega-Chef Matteo Salvini scharf. "Salvinis Sprache ist eines Innenministers unwürdig", kommentierte De Magistris.

Die Sea Watch 3 der deutschen NGO Sea Watch hatte am 22. Dezember 32 Flüchtlinge in internationalen Gewässern im Mittelmeer gerettet, darunter drei kleine Kinder, drei unbegleitete Jugendliche und vier Frauen. Italien, Malta und Spanien weigern sich bisher, das Schiff in einen Hafen einlaufen zu lassen. Ein Schiff der deutschen Flüchtlingshilfsorganisation Sea Eye hatte am Samstag 17 weitere in Seenot geratene Flüchtlinge im Mittelmeer gerettet.

EU-Kommission urgiert Solidarität

Die EU-Kommission hat indes Kontakte zu einigen EU-Mitgliedsstaaten aufgenommen, um eine Lösung für die Migranten zu finden, die von den Schiffen der deutschen NGOs Sea Watch und Sea Eye aufgenommen wurden. Die Kontakte seien unter anderem direkt von EU-Migrationskommissar Dimitris Avramopoulos aufgenommen worden, berichteten italienische Medien am Donnerstag.

Die Situation der Migranten an Bord der beiden NGO-Schiffen bezeuge, dass mehr Solidarität unter EU-Mitgliedsstaaten in Sachen Migranten notwendig sei, berichtete ein Sprecher der EU-Kommission nach Angaben der italienischen Nachrichtenagentur ANSA. Avramopoulos forderte die EU-Mitglieder zur Unterstützung der Aufnahme der Migranten auf.

Mehr als 2.200 Tote im Mittelmeer

Nach Uno-Angaben sind im vergangenen Jahr mehr als 2.200 Flüchtlinge im Mittelmeer gestorben. Die Zahl der Toten oder als vermisst gemeldeten Menschen liege bei 2.262, teilte das Flüchtlingshochkommissariat UNHCR am Donnerstag mit.

Im Vorjahr waren demnach noch 3.139 Todes- oder Vermisstenfälle registriert worden. Die Gesamtzahl der über das Meer nach Europa gekommenen Menschen ging demnach von 172.301 im Jahr 2017 auf 113.482 zurück. (APA, 3.1.2019)