Genesen: Die Powolny-Vase wurde zwischenzeitlich erfolgreich therapiert. Die Kosten übernahm Sotheby's.

Foto: Leopold-Museum, M. Thumberger

Zwei der Hermen sind intakt, nicht so die dritte, deren abgebrochener Kopf dekorativ vor dem Vasensockel liegt. Die eindeutige Botschaft des Sujets: Seht her, ich bin kaputt und bedarf der Reparatur. Die ramponierte Keramikvase, einst von Michael Powolny (um 1906) kreiert, fungiert als Repräsentant rund weiterer 60 Patienten, die das Leopold-Museum derzeit in einem Schaulazarett inszeniert. Unfallopfer sind hier eher die Ausnahme, die Mehrheit laboriert an Alterserscheinungen wie vergilbtem Firnis, lockeren Malschichten oder Deformationen.

Paten für Behandlungskosten

Unter dem Titel Verborgene Schätze II werden Paten gesucht, die jene Behandlungskosten übernehmen, die man sich offiziell nicht leisten kann oder mag – für "zentrale Werke der Sammlung", die man laut dem Museum wegen "ihres prekären Erhaltungszustandes" nicht ausstellen könne. Die aktuelle Schau (bis 28. April) knüpft an jene gleichnamige von Anfang 2016 an, mit der Hans-Peter Wipplinger seinen Einstand als Museumsdirektor zelebrierte.

Dabei bediente er sich des Patenschaftskonzepts, das sich schon in anderen Häusern bewährte. Etwa in der Österreichischen Nationalbibliothek, im Kunsthistorischen Museum (u. a. Kunstkammer) oder auch im Filmmuseum (Filmpatenschaften). Die Einnahmen daraus mögen überschaubar bleiben, sind jedoch als budgetäres Zubrot willkommen. Für Paten sind solche Spenden wiederum als Betriebs- oder Sonderausgaben steuerlich absetzbar. Auf 400.000 Euro summierten sich die 2016 im Leopold-Museum kalkulierten Spesen, darunter 1840 Euro, die Sotheby's für die Restaurierung erwähnter Hermenvase gab. Das Ergebnis belief sich am Ende auf 80.000 Euro für 49 Patienten. Daraus ergibt sich eine bis heute klaffende Lücke und neuer Bedarf an Gönnern.

Nies- und Hustattacken

Mal geht es um Restaurierung, dann wieder um Rahmungen und Verglasung. Letztere schützt Kunstwerke nicht nur vor UV-Licht, sondern auch vor den bei Nies- und Hustenattacken versprühten Tröpfchen. Die Kosten variieren von 1910 Euro für Anton Koligs Akt mit Sense (Rahmung, Verglasung) bis zu 14.250 Euro für eine Komplettpaket inklusive Restaurierung für Cecil van Haanens Großformat In der Kirche.

Die Schau vereint sowohl Werke, die der Behandlung harren, als auch solche, die bereits in den Gattungen Papier, Metall, Textil, Keramik, Holz und Gemälde restauriert wurden. Begleitend informieren Schautafeln über die vom technologischen Befund ausgehenden Maßnahmen der Konservierung und Restaurierung. Eine anschauliche Dokumentation, die auch einen Einblick in die Arbeit von Restauratoren gewährt. (Olga Kronsteiner, 3.1.2019)