Salzburg – Die Lawinenkarten Österreichs sind orange bis dunkelrot eingefärbt: "Große Lawinengefahr", Stufe 4 auf der fünfteiligen Skala, hieß es am Freitag de facto in der ganzen Obersteiermark und in weiten Teilen Salzburgs. In Vorarlberg, Tirol und den Kalkalpen in Ober- und Niederösterreich wurde die Warnstufe 3, "erhebliche Lawinengefahr", ausgegeben.

Die angespannte Lawinensituation machte am Freitag zahlreiche Straßensperren notwendig. Auch der Sölkpass in der Obersteiermark ist für Tage zu. Sogar die Tauernautobahn war kurz gesperrt.
foto: apa/martin huber

Stufe 4 bedeutet, dass spontan mittlere und große Lawinenabgänge möglich sind. Dementsprechend haben die örtlichen Lawinenkommissionen zahlreiche Verkehrsverbindungen vorsorglich sperren lassen. In der Obersteiermark beispielsweise für den Sölkpass. Sperren wurden auch für die Planneralmstraße und zumindest bis Montag für die Verbindung durch das Gesäuse (B146) zwischen Johnsbach und Gstatterboden verhängt. Diese beiden Ortschaften sind am Straßenweg nicht erreichbar.

Bundesheer einsatzbereit

In der Steiermark wie in Salzburg wurden die Lawineneinsatzzüge des Bundesheeres in Alarmbereitschaft versetzt. Eine Entspannung der Situation ist bis auf weiteres nicht in Sicht. Nach den Prognosen vom Freitag soll es in den Nordstaulagen bis Montag weiter – teils intensiv – schneien.

Der teils heftige Schneefall und der Sturm machen in weiten Teilen Österreich immer größere Probleme. Ganze Regionen sind von der Außenwelt abgeschnitten, die Lawinengefahr ist besonders hoch.



ORF

Die Meteorologen gehen von einem Meter Neuschnee aus. Nach einer kurzen Niederschlagspause am Dienstag dürfte es dann kommenden Mittwoch erneut stark zu schneien beginnen.

Kontrollierte Lawinensprengung

Die Asfinag hat am Freitagnachmittag jedenfalls einmal vorsorglich die Tauernautobahn im Bereich des Tauerntunnel-Nordportals für eine Stunde gesperrt, um die Lawine vom Benzegg (Pongau) abzusprengen. Eine derartige Sprengung kommt meist nur einmal pro Saison vor.

Die kontrollierte Sprengung ist auch eine Vorsichtsmaßnahme für das Wochenende: Das Ende der Weihnachtsferien wird zu den bekannten Staus auf den Rückreiserouten führen, gepaart mit den winterlichen Straßenverhältnissen ist teilweise mit erheblichen Verzögerungen zu rechnen.

Viele Urlauber haben wegen des Schneefalls freilich schon frühzeitig ihren Ferien abgebrochen. In vielen Salzburger Skigebieten waren die oberen Sektionen der Liftanlagen aufgrund der Sturmböen und der schlechten Sicht nicht in Betrieb.

Verschärft wird die Verkehrssituation noch durch das Dreikönigsspringen am Sonntag in Bischofshofen. Zum Abschluss der Vierschanzentournee werden rund 25.000 Besucher und Besucherinnen erwartet.

Bergrettung warnt

Neben dem Bundesheer sind auch die Bergrettungsleute in Alarmbereitschaft. Trotz eindringlicher Warnungen wagen sich immer wieder Wintersportler in lawinengefährdetes Gelände. Schon Anfang der Woche musste die Ausseer Bergrettung eine siebenköpfige Gruppe tschechischer Schneeschuhtouristen unter lebensgefährlichen Bedingungen im Bereich Trisslwand bergen. Am Donnerstag mussten im Pongau gleich zwei verirrte Variantenfahrer gerettet werden. Sie gerieten – unabhängig voneinander – in Gräben und blieben in den Schneemassen stecken.

Aber auch im benachbarten Bayern hielten Touristen die Bergwacht auf Trab. Am an sich eher unspektakulären Jenner bei Königssee mussten am Donnerstag zwei verirrte Schneeschuhgeher und ein Skitourengeher ins Tal gebracht werden. (Thomas Neuhold, 4.1.2019)