Der Innenraum des P400e.

Foto: Andreas Stockinger
Grafik: der Standard

Die Heckklappe lässt sich zweigeteilt öffnen.

Foto: Andreas Stockinger

Ein Range Rover ist ja prinzipiell sehr super, weil riesig und immer gut motorisiert. Also gibt es ausreichend Platz für alle und deren Gepäck sowie ausreichend Vorschub, um die Größe des Wagens und seine Beladung zu kaschieren. Das Ganze ist in ausreichend Luxus eingefasst, dass man nicht nur sehr komfortabel reist, sondern auch umschmeichelt wird von allem, was schön, teuer und modern ist. Edle Materialien – und erst die Sitze, später mehr dazu.

Still und leise im Schnee: Der Range Rover ist prinzipiell kein Lärmbolzen, elektrisch ist er praktisch stumm.
Foto: Andreas Stockinger

Aber die Umwelt. Erstens die ehrliche und aufrichtige Sorge um diese (mit der man wahrscheinlich keinen Rangie fahren würde) und zweitens die Vorgaben der EU, die den Fahrzeugflotten der Hersteller einen immer niedrigeren Verbrauch und CO2-Ausstoß aufzwingen. Also ist es nur logisch, dass auch Land Rover seinem Flaggschiff, dem Range Rover, einen Plug-in-Antrieb verpasst, quasi als grünes Fähnchen. Mit dem vollelektrischen Jaguar I-Pace gibt es immerhin schon ein Zero-Emission-Vorzeigemodell im Konzern.

Ein bisschen Steckdose

Jetzt kann man sich natürlich fragen, ob ein bisschen Steckdose bei diesem Riesentrumm von Fahrzeug, das sich immerhin auch über seine Leistungsdaten definiert, nicht eine Augenauswischerei ist. Wir haben uns das jedenfalls gefragt, schritten frohgemut zum Test – und können darauf keine Antwort geben.

Ich hängte den Wagen an die Steckdose, nachdem ich den geschickt im Kühlergrill verborgenen Anschluss einmal entdeckt hatte, und lud. Vom Elektrojaguar war ich gewaltige Ladezeiten, die jedenfalls meinen Büroalltag überdauerten, gewohnt. Als ich abends wieder zum Range Rover schritt und sah, dass sich am Ladestatus nichts geändert hatte, wurde ich schon skeptisch. Ich verfuhr die wenigen verbliebenen Elektrokilometer und hängte den Wagen des Morgens wieder an die Redaktionssteckdose. Abends: nichts. Kein Strom im Fahrzeug, keine elektrischen Kilometer. Ein paar Telefonate später wusste ich: Nicht der Wagen war kaputt. Aber das Ladekabel. Soll auch in den besten Häusern, und Land Rover ist zweifelsfrei ein solches, vorkommen.

Das Heck des P400e.
Foto: Andreas Stockinger

Über das Vergnügen, mit dem riesigen Range Rover elektrisch unterwegs zu sein und Benzin zu sparen, kann ich also rein gar nichts erzählen. Zumindest nicht aus eigener Erfahrung. Aus den Unterlagen weiß ich: Theoretisch sind 51 elektrisch zurückgelegte Kilometer möglich. Und nur so kommt man auch auf den fantastisch niedrigen Verbrauchswert von durchschnittlich 2,8 Liter auf 100 Kilometer. Ich hingegen verbrannte Benzin wie ein Großer. Mehr als zehn Liter auf hundert Kilometer waren es locker. Deutlich mehr, um ehrlich zu sein.

Mein schlechtes Gewissen – und jenes der Land-Rover-Leute vorausgesetzt – beruhigte ich mit der Massagefunktion in den wirklich fantastischen Sitzen des Range Rover. Davon könnte ich jetzt ausführlich erzählen, aber ich weiß gar nicht, ob Sie das so im Detail interessiert. Was das wohl für Energie verbraucht hat, die ich elektrisch nicht stillen konnte. Dass ich so nur mit 300 statt mit 404 PS unterwegs war – ich hab es nicht gemerkt. (Michael Völker, 5.1.2019)

Der Range Rover von vorne.
Foto: Andreas Stockinger