Fu Bao posiert in seinem Freigehege für die Kamera.

Foto: Johnny Erling

Der große schwarz-weiße Bär liegt entspannt auf einem Plateau aus Baumstämmen. Fu Bao wirkt, als wolle er posieren, so, wie er mit der Pfote sein rechtes Auge bedeckt. Der 2013 im Wiener Tiergarten Schönbrunn geborene Riesenpanda hat es sich sichtbar bequem gemacht.

Auf Chinesisch wird er Xiongmao genannt, eine Bären-Katze. "Eigentlich ist der Panda ein richtiger Bär und keine Katze", sagt der Leiter der Forschungsstation Dujiangyan, 54 Kilometer entfernt von der Metropole Chengdu. Sie ist Fu Baos Zuhause. Sein Freigelände ist großzügig bemessen und wie eine Naturlandschaft angelegt. Auf einem zweisprachigen Schild vor dem Gehege steht: "The Panda Archives" mit Namen, Geburtsdatum und der Herkunft des Tieres. Hinweise verbieten, Fu Bao zu füttern, und man sollte "leise" sein. Das muss man manchen Besuchern deutlich sagen.

285 Bären

Dujiangyan ist neben Shenshuping in Wolong und dem Naturpark Ya'an eine der drei Forschungs- und Aufzuchtstationen, die Teil des Pandazentrums vor den Toren der Provinzhauptstadt Sichuan sind. Sie sollen künftig noch weitläufiger ausgebaut und besser miteinander verbunden werden. Von Chengdu bis Ya'an wird Anfang Jänner eine neue Hochgeschwindigkeitsbahn fahren, die für die 141 Kilometer Distanz nur eine Fahrstunde braucht.

285 Bären leben in den drei Anlagen, darunter alte und schwache aus der Wildnis gerettete Tiere, aber auch Pandas, die in ausländischen Zoos geboren wurden und wieder in ihre eigentliche Heimat eingegliedert werden. Vertragsgemäß müssen alle Jungtiere nach China geschickt werden, wenn sie zwei Jahre alt geworden sind.

Präsidialer Abschied

Sieben etwa sind aus den USA gekommen. Die heimlichen Stars und neuen Rekordhalter aber sind die fünf Bären aus Wien. Sie tragen alle den gleichen Familiennamen Fu. Die jüngsten Neuankömmlinge heißen Fu Feng und Fu Ban. Die am 7. August 2016 in Schönbrunn geborenen Zwillinge wurden zu Österreichs Publikumslieblingen.

Auch für China sind sie etwas Besonderes, weil sie vor ihrem Abflug von Präsident Alexander Van der Bellen verabschiedet wurden, wie die Nachrichtenagentur Xinhua meldete.

Anfang Dezember trafen sie in der Forschungsstation Shenshuping ein, die eineinhalb Fahrstunden vom Ressort Dujiangyan entfernt liegt. Nach dem langen Flug mit Zwischenstopp in Frankfurt wollte Fu Ban nicht aus seinem Transportbehälter heraus, erinnert sich Wang, eine Mitarbeiterin der Pandastation. Einen Monat müssen die beiden Pandas in Quarantäne verbringen. Die Zwillinge hätten die Umstellung gut verkraftet, gewöhnten sich an ihre Pfleger und an chinesisches Futter. Die mitgebrachten Vorräte aus Süßkartoffeln, Obst und Gemüse seien aufgebraucht. Doch sie trösteten sich mit chinesischen Maisküchlein, Äpfeln, Karotten und Chengduer Bambussprossen.

"Supermutter" Yang Yang

Xinhua lobte die zurückgebliebene Yang Yang als "Supermutter". Noch sensationeller als ihr fünffacher Nachwuchs sei, dass eine in Gefangenschaft lebende Bärin Zwillinge ohne menschliche Hilfe aufziehen konnte. Das gab es auch in China noch nicht.

Panda Fu Bao ist der ältere Bruder der Zwillinge. Die anderen Geschwister Fu Long und Fu Hu kamen 2012 nach Chengdu. Nur in den Aufzeichnungen des Panda-Archivs gelten sie noch als Familie. Ausgewachsene Pandas sind bis auf kurze Paarungszeiten Einzelgänger. Sie könnten gar nicht zusammen gelegt werden.

Doch der Wiener Zuwachs trägt bei, die Vielfalt im genetischen Pool der einst vom Aussterben bedrohten Bären garantieren zu können. Die Zahl aller in Reservaten und Zoos in Gefangenschaft gehaltenen Pandas, von denen in China bisher neun ausgewildert werden konnten, stieg bis Ende 2017 auf 518 Exemplare. Auch in freier Wildbahn vermehren sie sich. Beim letzten, alle zehn Jahre unternommenen Pandazensus 2015 wurden 1864 Exemplare in den Provinzen mit Pandapopulationen Sichuan, Shaanxi und Gansu gezählt. 2005 waren es 1596.

Die nur in China vorkommenden Bären stehen nicht mehr in Gefahr ihres Aussterbens. 2016 konnten sie dank chinesischer und internationaler Anstrengungen von der globalen IUCN-Liste akut überlebensgefährdeter Arten gestrichen werden. Pandas rückten in die Kategorie "verletzbare Tierarten" auf. (Johnny Erling aus Dujiangyan, 5.1.2019)