Paul Whelan wurde wegen Spionage angeklagt.

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London – Eine Woche nach der Festnahme des angeblichen Spions Paul Whelan in Moskau hat Großbritannien die russische Regierung vor einem "diplomatischen Schachspiel" gewarnt. London sei nicht damit einverstanden, "dass Einzelpersonen in diplomatischen Schachspielen benutzt werden", sagte Außenminister Jeremy Hunt am Freitag in der BBC.

Das russische Außenministerium erklärte, Whelan werde als "britisches Subjekt" angesehen. Eine Anfrage Großbritanniens auf konsularische Besuche sei derzeit in Arbeit.

"Machen uns große Sorgen"

"Wir machen uns alle große Sorgen", fügte Hunt mit Blick auf Whelan hinzu, der insgesamt drei Staatsangehörigkeiten besitzt: Er ist US-Bürger, Brite und hat darüber hinaus auch einen irischen Pass, wie die Nachrichtenagentur AFP am Freitag von offizieller Seite erfuhr. Auf die Frage, ob Großbritannien nun seine Reisehinweise für Briten in Russland ändern werde, sagte Hunt, über diese Frage werde "aktiv" nachgedacht.

Whelan war nach Angaben des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB am Freitag vergangener Woche bei einem "Spionageakt" in Moskau festgenommen worden. Ihm drohen 20 Jahre Haft. Whelans Familie weist die russischen Vorwürfe zurück. Ihren Angaben zufolge war der 48-Jährige in Moskau, um an einer Hochzeitsfeier teilzunehmen. Der in Kanada geborene frühere US-Marineinfanterist ist derzeit beim Autozulieferer BorgWarner mit Sitz in Detroit für die internationale Sicherheit verantwortlich.

Anklage

Am Mittwoch war Whelan von US-Botschafter John Huntsman im Moskauer Gefängnis Lefortowo besucht worden. Am Donnerstag gab sein Anwalt bekannt, die russische Justiz habe Whelan formell wegen Spionage angeklagt.

In den angespannten Beziehungen zwischen Russland und dem Westen sorgten zuletzt mehrere Spionagefälle für zusätzlichen Konfliktstoff. Ein tiefes Zerwürfnis verursachte der Giftanschlag auf den ehemaligen russischen Doppelagenten Sergej Skripal in Großbritannien, für den die britischen Behörden Moskau verantwortlich machen. Der Kreml weist dies zurück.

Die US-Geheimdienste werfen Moskau eine Einmischung in die Präsidentschaftswahl 2016 vor. Der US-Sonderermittler Robert Mueller ließ im Zuge seiner Russland-Ermittlungen bisher 25 russische Staatsbürger anklagen, darunter Angehörige des Militärgeheimdienstes GRU. (APA, 4.1.2019)