Accra – Aufgebrachte junge Muslime haben in der ghanesischen Hauptstadt Accra eine Kirche angegriffen, deren Pastor für dieses Jahr den Tod des obersten Imams des westafrikanischen Landes vorausgesagt hatte.

Wie religiöse Führer am Freitag mitteilten, griffen die mit Knüppeln und Macheten bewaffneten Männer am Mittwoch einen Wachmann am Eingang zur Kirche an. Sie warfen demnach Fenster des Gebäudes mit Steinen ein und zerstörten Musikinstrumente und Möbel.

Der Pastor der Gemeinde hatte in der Neujahrspredigt den Tod von Scheich Osman Nuhu Sharubutu und von Ghanas muslimischem Vizepräsidenten Mahamudu Bawumia vorhergesagt.

"Sind alle Brüder"

Sharubutu verurteilte die Gewalt und rief zur Ruhe auf. Ghana genieße "wegen der friedlichen Koexistenz von Christen und Muslimen" Respekt in der Welt. "Wir sind alle Brüder und nichts darf uns trennen", sagte er der Nachrichtenagentur AFP in Accra.

Auch der Dachverband der Pfingstgemeinden in Ghana verurteilte die Gewalt und kritisierte die öffentliche Weissagung: "Prophezeiungen, die Individuen betreffen, müssen diesen persönlich und privat überbracht werden, damit sie nicht Angst und Panik im ganzen Land auslösen", erklärte der Verbandsvorsitzende Paul Frimpong-Manso. Vorhersagen von Todesfällen öffentlicher Personen könnten die Stabilität "der ganzen Nation" beeinträchtigen, warnte er. Die mehr als 200 Mitgliedskirchen seien aufgerufen, "zu fasten und zu beten, um so eine Katastrophe zu vermeiden".

Laut der letzten Volkszählung von 2010 sind mehr als 70 Prozent der Menschen in Ghana Christen, der Anteil der Muslime liegt unter 20 Prozent. (APA, 4.1.2019)