Rom – Malta rügt den italienischen Vizepremier Luigi Di Maio, der am Freitagabend die maltesischen Behörden aufgerufen hat, Frauen und Kinder an Bord des NGO-Schiffes "Sea Watch 3" an Land gehen zu lassen und sie dann nach Italien zu schicken. In einer Presseaussendung rief der maltesische Außenminister Michael Farruggia Di Maio auf, vorsichtiger mit seinen Aussagen umzugehen.

"Wir nehmen sie auf. Wir sind wieder einmal, wie immer, bereit, ganz Europa eine Lektion in Sachen Menschlichkeit zu geben", erklärte Di Maio auf Facebook. Prompt kam Maltas Reaktion. "Statt Aussagen gegen Malta und die europäische Solidarität zu machen, sollte sich Italien an der Migranten-Umverteilung beteiligen, die derzeit in Europa im Gang ist. Italien weiß genau, dass die EU-Kommission derzeit ein Programm zur Umverteilung von circa 300 Flüchtlingen koordiniert, die im zentralen Mittelmeerraum gerettet wurden", so Farruggia in einer Presseaussendung.

Die Tore geschlossen

Laut Malta hätte Italien im Einklang mit dem internationalen Recht die geretteten Migranten in seinen Häfen an Land gehen lassen sollen. Dabei habe Italien allen NGOs und anderen Helfern die Tore geschlossen, kritisierte Farruggia.

Die beiden Schiffe der deutschen Organisationen Sea Watch und Sea Eye mit insgesamt 49 Bootsflüchtlingen an Bord befinden sich seit Tagen auf dem Mittelmeer ohne anlegen zu können. Sea Watch hatte mehr als 30 von ihnen vor Weihnachten aus Seenot gerettet.

Von Di Maios Aussagen distanzierte sich auch Italiens Innenminister Matteo Salvini. "Schluss mit Erpressungen. Weniger Abfahrten, weniger Todesopfer. Ich ändere meine Meinung nicht", so der Chef der rechten Lega auf Facebook.

Mit dem Flugzeug statt mit Booten

"Ein deutsches und ein niederländisches Schiff befinden sich in maltesischen Gewässern. Doch Italien sollte wieder einmal die Migranten an Bord aufnehmen. Italien hat bereits in den letzten Jahren eine Million Menschen aufgenommen. Der Menschenhandel muss gestoppt werden. Wer vor dem Krieg flüchtet, soll mit einem Flugzeug und nicht mit Booten in Italien eintreffen", so Salvini.

"Wir können den NGO-Schiffen Medikamente, Lebensmittel und Kleidung liefern, doch Schluss mit Erpressungen", erklärte Salvini. Unter der Leitung des Innenministers und Vizepremiers hat Italien einen scharfen Anti-Migrationskurs eingeschlagen. 2018 ist es bei den Migrantenankünften zu einem Rückgang von 80 Prozent bekommen. (APA, 5.1.2019)