Eben stellte man sich noch für besinnliche "Licht ins Dunkel"-Werbebildchen an, aber kaum ist die stille Zeit vorbei, schaltete die Regierung auf Diffamierungsmodus. "Asylindustrie", "Asylbusiness", "Konzern", "Geschäftsmodell", "Klingelbeutellobbyismus", keppelten die Regierungskommunikatoren gegen die Caritas. Wundern braucht das niemanden mehr. Diese Regierung hat einfach ihr Skript, das sie sich von Orban und Co abgeschaut hat und jetzt einfach abarbeitet: Diffamierung der Opposition, Diffamierung der Zivilgesellschaft, Diffamierung der Nichtregierungsorganisationen, Diffamierung von Journalismus und Medien.

Es ist ein so bekanntes Skript, dass man sich die Frage stellt, ob sich die nicht einmal auch etwas Eigenes einfallen lassen könnten. Das ist ja schon irgendwie langweilig. Mäßig originell ja auch die Diffamierung von Journalismus und Medien, die seit Jahren planmäßig betrieben wird. "Lügenpresse", bellen die Rechtsradikalen, "klassische Medien" seien "System=Establishment", haben die Kurz-Leute schon in ihre Wahlkampfpapiere als Sprachregelung reingeschrieben ("Wording", wie man das im Propagandistenjargon nennt).

Neuester Hit ist der Kampf gegen "Haltungsjournalismus" und "Belehrjournalismus", und besonders ulkig ist, wie sich die Kommentatoren der Pseudomedien und der regierungstreuen Presse an den neuen Phrasen beglücken. Abgesehen davon, dass sich die Frage aufdrängt, welchen Wertekompass man eigentlich im Kopf haben muss, wenn man "Haltung" als Schimpfwort benützt, ist besonders skurril, dass der Vorwurf ausgerechnet von solchen "Journalisten" und "Medien" kommt, die praktisch ausschließlich aus Haltung bestehen – nur halt eben einer miesen –, um die herum sie ihre Lügen gruppieren. Das erklärt sich womöglich aus dem weit verbreiteten Irrtum, dass eine verkommene Gesinnung keine Gesinnung und eine Lumpenmoral keine Moral sei. (Robert Misik, 6.1.2019)