Wer Kodi auf einem aktuelleren AndroidTV von Sony installieren will, muss einen Umweg nehmen.

Foto: Kodi

Elektronikhersteller Sony hat offenbar Maßnahmen gegen die freie Mediacenter-Software Kodi (vormals XBMC) ergriffen. Das geht aus verschiedenen Berichten im Forum der Community des Projekts hervor. Dort wird geschildert, dass es bei der Installation des Programmpakets auf neueren AndroidTV-Fernsehern von Sony zu Fehlermeldungen. Selbst wenn Kodi nach einem Neustart unter den installierten Apps aufscheint, ist es nicht möglich, die Software zu starten.

Wie es aussieht, wird Seitens Sony die ID (eindeutige Identifikationsnummer) des Pakets blockiert, was das Installieren oder Ausführen verunmöglicht. Wird das Paket frisch mit einer neuen ID erstellt, tritt das Problem nicht auf, was die Theorie zu bestätigen scheint. Den Vorwurf des Aussperrens erhoben die Kodi-Entwickler mittlerweile auch selber auf Twitter gegenüber Sony.

Samsung klinkt sich ein

Die Situation hat auch zu mehreren verärgerten Rückmeldungen von Besitzern von Sony-TVs geführt. Dass man Geräte mit AndroidTV anbiete sei für ihn ein Grund gewesen, sich einen Sony-Fernseher zu kaufen, merkt Twitter-User Brian Sheppard an. Bei seinem nächsten Fernseher werde er wohl wieder auf Samsung zurückgreifen.

Samsung versucht, die Angelegenheit für die eigene PR zu nutzen. "Wir sind für dich da, sobald du bereit bist", antwortete man ihm. Der koreanische Hersteller liefert seine SmartTVs allerdings mit dem Betriebssystem Tizen aus, auf dem Kodi sich nicht installieren lässt. Hier bleibt nur der Umweg über eine Settop-Box, einen HTPC oder ein anderes Gerät mit Kodi, das am Fernseher angeschlossen wird.

Sony dementiert

Bei Sony hat man mit Verspätung auf die Vorwürfe reagiert und weist sie zurück. Gegenüber Torrentfreak erklärt man, dass Kodi nur eine "von vielen tausend Apps im Play Store" sei. Man sperre keine Apps aus und sei dazu auch gar nicht in der Lage.

Auf eine Nachfrage, ob anderweitige Maßnahmen zur Behinderung von Kodi gesetzt worden waren oder man den Grund für die Probleme kenne, hat das Unternehmen noch nicht reagiert. Weitere Tests des Kodi-Teams deuten indes immer noch darauf hin, dass die ID des Installationspakets der Software gesperrt ist.

Mediencenter zu Unrecht in schiefem Licht

Kodi ist immer wieder im Rahmen von Diskussionen rund um Urheberrechtsverletzungen in ein schiefes Licht geraten. Schuld daran sind allerdings nicht die Entwickler selber, denn das Open-Source-Programm bringt an sich keine problematischen Funktionen mit.

Allerdings ist es möglich, die Plattform mit Plugins zu erweitern. Programmiere, die nichts mit dem Kodi-Team zu tun haben, haben Erweiterungen umgesetzt, die einfachen Zugang zu illegal abgezapften Streams von PayTV-Sendern oder Zugriff auf den Bestand von Piratenportalen im Netz ermöglichen.

Auf eBay und anderen Plattformen wurden von verschiedenen Händlern mitunter auch Settop-Boxen oder modifizierte FireTV-Sticks verkauft, auf denen Kodi mitsamt solcher Plugins bereits vorinstalliert war. Die Geräte wurden auch eifrig damit beworben, kostenlosen Zugang zu Bezahlinhalten zu bieten. Viele dieser Angebote sind aber mittlerweile verschwunden, weil sowohl die Verkaufsportale, als auch Rechteinhaber und Behörden ihr Vorgehen gegen die Anbieter deutlich verstärkt haben. (gpi, 09.01.2019)

Update, 14:30 Uhr: Sony hat mittlerweile reagiert und dementiert die Vorwürfe. Der Artikel wurde ergänzt.