"Leichtes Profil" lautet die Vorgabe:

Sebastian Kurz mit Arnold Schwarzenegger, der das Fotografieren selbst in die Hand nimmt.

Foto: Bundeskanzleramt/Dragan Tatic

Sebastian Kurz und Papst Franziskus.

Foto: Bundeskanzleramt/Dragan Tatic

Sebastian Kurz und Wladimir Putin.

Foto: Bundeskanzleramt/Dragan Tatic

Sebastian Kurz und Emmanuel Macron.

Foto: bundeskanzleramt/dragan tatic

Sebastian Kurz und Theresa May.

Foto: Bundeskanzleramt/Dragan Tatic

Sebastian Kurz und Kardinal Christoph Schönborn.

Foto: Bundeskanzleramt/Dragan Tatic

Sebastian Kurz und der spanische König Felipe VI.

Foto: Bundeskanzleramt/Dragan Tatic

Sebastian Kurz und Bill Gates. "Leichtes Profil", wie vorgeschrieben.

Foto: Bundeskanzleramt/Dragan Tatic

Wien – Der Tiroler Blogger Markus Wilhelm hat ein besonderes Fundstück publiziert. Er hat in seinem digitalen "Die-Tiwag-Tagebuch" nämlich unter dem Titel "The Making of 'Sebastian Kurz'" das "Fotokonzept" für die bestmögliche Inszenierung des Bundeskanzlers und ÖVP-Chefs veröffentlicht. Auf Twitter verlinkte er ebenfalls zum "Kanzler vom Reißbrett":

Darin ist auf drei Seiten genauestens aufgelistet, wie Kurz zu fotografieren ist, nämlich immer "aus natürlichen Szenen heraus. ... Das geht manchmal so weit, dass sogar der Kandidat selbst in den Hintergrund rückt oder unscharf ist. Weil es um die Menschen geht."

Unter den "klaren Regeln" findet sich als erster Satz: "An erster Stelle steht das Prinzip der Tiefenschärfe." Sie erlaube es, "den Blick des Betrachters auf einen bestimmten Punkt des Fotos hin zu lenken und visuell interessante Storys zu erzählen". Jedes Foto werde "ausnahmslos in seiner authentisch-natürlichen Farbwelt erzählt", und als "letzter Punkt" wird aufgeführt: "Die Farbigkeit selbst ist stets elegant und frisch, niemals dominant und keinesfalls aggressiv." Weil: "Übergeordnetes Ziel ist es, einen frischen, modernen und vor allem authentischen Look zu schaffen."

Was aber ist frisch, modern, authentisch? Für potenzielle Fotografinnen und Fotografen im Umfeld des Kanzlers wird das genau aufgedröselt mit Positiv- und Negativbeispielen. Gut geht: Kurz mit Seniorinnen, Kurz, der sinnierend ein Ziel in der Ferne anvisiert, Kurz, der von jungen Menschen adoriert wird, und Kurz, der von fröhlichen Kindern umzingelt ist.

Gilt auch für ÖVP-Funktionäre und Unterstützer

Die Vorgaben gelten übrigens nicht nur für die hohe Kunst der Kanzlerfotografie: "Auch für die Porträts von Funktionären und Unterstützern gelten dieselben Regeln."

Illustriert ist das Regelwerk mit einem vorbildhaften Porträt des Kanzlers, versehen mit einem Hakerl, und mit ein paar Fotos zum Vergessen, versehen mit einem x, die in der Unterlage – eher wenig überraschend – nicht den Kanzler im falschen Licht oder Winkel zeigen, sondern irgendwelche Fotomodelle plus einer kurzen Erklärung, warum sie unter Ausschussware fallen: weil sie entweder "zu stilisiert" oder "zu schwer" sind. Aber auch "zu bunt" geht nicht, ebenso wenig wie "zu frontal", "zu seitlich" oder "zu untersichtig".

Das weiß man dann, wenn man die "folgenden Punkte", auf die in der To-do-Liste für Kanzlerfotografie hingewiesen wird, beachtet: "Look and Feel" müssen "natürlich" und "leicht" daherkommen, der Blickwinkel muss den Kriterien "leichtes Profil", "nicht frontal" und "auf Augenhöhe" genügen. Auch Stylingtipps gibt es: "der eigenen Persönlichkeit entsprechend", "dezente Farben", "keine Stoffmuster" und "kein auffälliger Schmuck" sind demnach fotooptimierend.

Drinnen oder draußen, Hauptsache unscharf

Auch der "Hintergrund" wird im Fotokonzept in den Vordergrund gerückt. Punkt eins scheint ein bisschen no na: "drinnen oder draußen". Dazu kommen noch "hell", "nicht geblitzt", "unscharf bzw. räumlich", "ruhig" und "kein Freisteller".

Wer all diese Punkte hinter der Kamera berücksichtigt, taugt zum Kanzlerfotografen oder zur Kanzlerfotografin.

Übrigens: Kurz ist natürlich nicht der Einzige, der sich bestmöglich fotografiert sehen möchte. Auch sein Vorgänger Christian Kern (SPÖ) hatte für seine Zeit im Kanzleramt ein eigenes Fotografenteam um sich geschart, das für steten Nachschub für diverse fotohungrige Kanäle wie Instagram und Facebook sorgte. (Lisa Nimmervoll, 7.1.2019)

Sie interessieren sich für österreichische Politik? Melden Sie sich für den wöchentlichen kostenlosen Newsletter an: