Luka Modric (li) und Dani Carvajal.

Foto: APA/AFP/GABRIEL BOUYS

Abgang mit mehr oder weniger erhobenen Häuptern.

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Madrid – Gareth Bale hatte schon nach 78 Minuten genug gesehen. Seine Kollegen stemmten sich gegen Außenseiter Real Sociedad noch gegen die drohende Pleite, da brauste der verletzte Superstar von Real Madrid in seinem schwarzen SUV schon davon. Wenig später musste sich Coach Santiago Solari fragen lassen, ob er es noch verdiene, die ruhmreichen Königlichen zu trainieren.

Klopp, Pochettino und Allegri

Während der Argentinier eine echte Antwort schuldig blieb, stand das harte Urteil der Medien nach dem peinlichen 0:2 (0:1) gegen San Sebastian schnell fest. "Wenn Solari Lopetegui wäre, würde er auch entlassen werden", schrieb das Real-Hausblatt Marca und schlug gleich ein paar Alternativen vor: Jürgen Klopp, Mauricio Pochettino (Tottenham Hotspur) oder Juves Massimiliano Allegri. Real benötige dringend "einen Trainer mit Prestige und Persönlichkeit, der in der Lage ist, Entscheidungen zu treffen".

Solari, das wurde spätestens am Sonntagabend klar, ist das nicht (mehr). Mit sieben Punkten Rückstand auf Tabellenführer FC Barcelona hatte er den Posten Ende Oktober vom glücklosen Julen Lopetegui übernommen, jetzt sind es schon zehn. "...und weg ist der Titel", schrieb AS, Marca sieht die "Ruine Real" in einer "Krise, die nie vergeht". Solari sei eben nicht wie von Präsident Florentino Perez erhofft ein zweiter Zinedine Zidane und verstehe es nicht wie der große Franzose, die Kabine "zu hypnotisieren".

Neunte Niederlage in 29 Pflichtspielen

"Alles ist gegen uns gelaufen", sagte Solari nach der bereits neunten Niederlage in jetzt 29 Pflichtspielen – so oft verlor Real in der gesamten vergangenen Saison (62 Spiele). In sieben Begegnungen blieb Real ohne Tor, 2017/18 waren es insgesamt nur sechs. 28 Ligatreffer sind die schwächste Bilanz seit 27 Jahren. Die Konsequenz: Rang fünf – hinter Deportivo Alaves!

Madrid war früh durch einen Foulelfmeter von Willian Jose (3.) in Rückstand geraten, dazu flog Lucas Vazquez mit Gelb-Rot vom Platz (61.). In der 65. Minute wurde Real ein möglicher Strafstoß verweigert – für Kapitän Sergio Ramos "ein Skandal". Ruben Pardo (83.) entschied das Spiel für San Sebastian, das die vier vorangegangenen Ligaspiele verloren hatte.

"Der Schiedsrichter hatte nicht seinen besten Tag", sagte Weltfußballer Luka Modric, "aber unser Problem ist nicht der Schiedsrichter oder VAR. Viele von uns sind nicht auf unserem Niveau." Jetzt, betonte der Kroate, "müssen wir Klartext reden. Das ist keine Frage des Glücks. Es gibt Gründe dafür, dass es nicht läuft."

Zuschauerschwund

Die kennt auch Perez, der die Niederlage mit versteinerter Miene verfolgte. Solari scheut vor dringend nötigen Eingriffen zurück, Real fehlt nach dem Abgang von Cristiano Ronaldo ein echter Torjäger. Die Transferpolitik, auf die Jugend statt weitere Stars zu setzen, ist verfehlt. Die verwöhnten Fans wenden sich längst ab, nur 53.412 kamen am Sonntag. "Wir werden versuchen, sie zurückzugewinnen", sagte Solari.

Nur wie? "Wir werden uns die Dinge ins Gesicht sagen und unsere Seele geben", versprach Ramos, und fügte kämpferisch an: "Madrid stirbt nie!" (sid, 7.1.2019)