Rom – Italien prüft die Aufnahme von 15 der 49 Personen, die sich an Bord von NGO-Rettungsschiffen befinden, berichtete der "Corriere della Sera" vom Montag. Premier Giuseppe Conte führe Gespräche mit Deutschland, der EU, Frankreich, Portugal und den Niederlanden, um zu einer Verteilung der Migranten zu gelangen.

"In der Regierung herrscht Optimismus, dass es zu einer Kompromisslösung kommt", schrieb die Zeitung. Conte will Druck auf Malta ausüben, damit die Menschen dort an Land gehen können. Danach sollen sie umverteilt werden.

Präzedenzfall trotz Papstapell

Trotz des Appells des Papstes für europäische Solidarität zur Lösung der Lage der 49 Migranten warnte der maltesische Premier Joseph Muscat am Sonntag, dass die Anlandung von Flüchtlingen auf Malta einen Präzedenzfall darstellen würde. Das sei gefährlich, weil es zu weiteren Ankünften in den nächsten Monaten und in der Sommerzeit kommen könnte, so Muscat.

Malta hatte sich am vergangenen Mittwoch bereiterklärt, die beiden Schiffe in seine Gewässer einfahren zu lassen. Grund sei die sich verschlechternde Situation an Bord. Die maltesischen Behörden wollen die Migranten an Bord der zwei Schiffe der deutschen Organisation Sea-Eye ("Sea Watch" und "Professor Albrecht Penck") jedoch nicht aufnehmen.

Brüssel sucht nach einer Lösung

Die EU-Kommission sucht indes weiter nach einer Lösung für diejenigen Migranten, die vor zwei Wochen von den Schiffen der deutschen NGOs Sea-Eye und Sea Watch aufgenommen wurden. Man sei um eine rasche Lösung bemüht, sagte Kommissionssprecher Margaritis Schinas am Montag in Brüssel. Der EU-Migrationskommissar Dimitris Avramopoulos forderte die EU-Mitgliedsstaaten zu mehr Solidarität in Sachen Einwanderung auf.

"Diese Situation bezeugt einmal mehr, dass man dauerhafte Lösungen für das Mittelmeer finden muss", sagte Schinas laut Medienangaben. Er begrüßte den Appell des Papstes an die EU-Mitgliedstaates für eine Lösung zugunsten der Migranten an Bord der beiden Rettungsschiffe.

Deutschland sei zur Aufnahme bereit – wenn verteilt wird

Der deutsche Regierungssprecher Steffen Seibert berichtete bei einer Pressekonferenz am Montag in Berlin, dass die deutsche Regierung zur Aufnahme der Menschen bereit sei, allerdings im Rahmen einer "breiten europäischen Verteillösung". Berlin führte intensive Gespräche mit der EU-Kommission und unterstütze deren Bemühungen für eine Lösung.

Die "Sea-Watch 3" hatte am 22. Dezember 32 Flüchtlinge in internationalen Gewässern im Mittelmeer gerettet, darunter drei kleine Kinder, drei unbegleitete Jugendliche und vier Frauen. Das umgerüstete deutsche Forschungsschiff "Professor Albrecht Penck" der deutschen Flüchtlingshilfsorganisation Sea-Eye hatte einige Tage später 17 weitere in Seenot geratene Flüchtlinge im Mittelmeer gerettet. Italien bekräftigte zuletzt seine Absicht, keine Anlandung in seinen Häfen zuzulassen. Das Land sei angeblich bereit, 15 der 49 Migranten im Rahmen einer europäischen Umverteilung aufzunehmen, verlautete es am Montag in Rom. (APA, red, 7.1.2019)