Bionische Prothesen, bei denen nach Hand- oder Armamputation der Ersatz durch Gedankenimpulse gesteuert werden, können für Patienten erhebliche Vorteile bieten. Ein Team um Konstantin Bergmeister und Oskar Aszmann (beide MedUni Wien/AKH) Wien konnte im Tiermodell nachweisen, dass die Ursache für die Erfolge in Veränderungen des Muskels durch die zur Steuerung transferierten Nerven liegen dürfte.

Damit eine Bewegung der Prothesen überhaupt möglich ist, werden während der Amputation chirurgische Nerventransfers eingesetzt, um die Gesamtanzahl der Muskel-Steuersignale zu erhöhen. Amputierte periphere Nerven werden dabei mit verbliebenen Muskeln im Amputationsstumpf neu verbunden. Diese Methode gilt als sehr erfolgreich, weil sich die betroffenen Muskeln nach einigen Monaten regenerieren und zur besseren Steuerung der Prothese dienen. Ungeklärt war bisher allerdings, welche Veränderungen diese Nerventransfers im Detail auf Muskeln und Nerven haben.

Neurophysiologischer Umbau

Das Forschungsteam konnte in einer mehrjährigen experimentellen Studie zeigen, dass es durch die Anwendung dieser Nerventransfers zu bisher unbekannten neurophysiologischen Effekten kommt. Diese ermöglichen eine präzisere Muskelkontraktilität und führen zu Muskelsignalen, die viel feiner steuerbar sind, als bisher vermutet, hieß es in einer Aussendung der MedUni Wien.

Außerdem hätte sich gezeigt, dass die Muskeln die Identität der Spendernerven annehmen, also die Funktion jenes Muskels übernehmen, woher der Nerv ursprünglich stammt. Das bedeutet, dass die Muskeln in genau der Weise veränderbar sind, um die erwünschte Steuerleistung der verlorenen Extremität zu erzielen.

Um die chirurgische Technik der Nerventransfers weiter zu verbessern und Steuersysteme präziser auf die feinen Signale abzustimmen, sollen diese Informationen in Folgestudien genützt werden. Die Vision einer intuitiv gesteuerten Prothese, die alle Funktionen der Hand ersetzen kann, könnte in den nächsten Jahren Realität werden. Eine entsprechende Studie ist in "Science Advances" erschienen. Beteiligt waren auch Wissenschafter des Imperial College in London. (APA, 7.1.2019)