Gerhard Schindler vor einem Austro-Fiat.

Foto: Moviecars - Gerhard Schindler

Ein DKW zur Serie "Freud".

Foto: Moviecars - Gerhard Schindler

Kameramann bei der Arbeit.

Foto: Moviecars - Gerhard Schindler

Gräf-&-Stift-12-Zylinder von 1938 ("Woman in Gold").

Foto: Moviecars - Gerhard Schindler

Ferdinand Habsburg im Austro-Fiat 2DR von 1914.

Foto: Moviecars - Gerhard Schindler

Casting. Ein Wort aus Film und TV. Natürlich aus Hollywood importiert. Heute wird "gecastet", was das Zeug hält, vom Kleinkind bis zum Wunderhund. Auch Kostüme und Schauplätze werden unter diesem Titel gesucht. Da dürfen natürlich Automobile und Motorräder nicht fehlen. Schauspielgrößen wie Cornelius Obonya können heute den Jedermann, morgen den Chauffeur in der Trapp-Verfilmung spielen, ein Auto dagegen als wichtiges Requisit repräsentiert immer seine Marke, einen Zeitabschnitt. Taucht es aber falsch eingesetzt in einer anderen Epoche auf, kann es zur Deklassierung der ganzen Handlung führen.

Fehler verhindern

Gerhard Schindler, seit Jahrzehnten erste Anlaufstelle für Motorisierung im Film, versucht durch seine Erfahrung Fehler zu verhindern. Der Routinier kennt das Geschäft: "Der Startschuss zu einem neuen Film erfolgt meist durch den Ausstattungschef, er stellt Geschichte und Umfeld vor. Dann ist es meine Aufgabe, Vorschläge für die 'Besetzung' der Mobilität zu machen. Leider aber hat oft der Regisseur feste Vorstellungen, in welchen Fahrzeugen seine Akteure über die Szene flitzen sollen."

In der Gegenwart spielende Filme sind bezüglich Fahrzeugbeschaffung kein Problem. Aber: "Je weiter sich der Handlungsverlauf in die Vergangenheit bewegt, desto dünner ist das Angebot. Spezialsammler für DKW-, Wanderer- oder Mercedes-Veteranen sind dann gesuchte Partner, ein Fiat-Laster von 1917 taucht immer wieder auf, ebenso das einzige fahrbereite Taxi aus den 1930ern." Für den Filmguru eine anscheinend einfache Aufgabe – eng wird Situation für die Zeit um den Ersten Weltkrieg. Des Thronfolgers Ermordung in Sarajevo ohne Original-Gräf-&-Stift aus dem Heeresgeschichtlichen Museum wurde, so Schindler, zum Problem, es galt Fantasie zu entwickeln. Ein altes Range-Rover-Fahrwerk diente als Unterbau, die Karosse wurde in Kunststoff nachgebildet, dann konnte der Attentäter Princip das Feuer eröffnen.

Falsche Bilder

Wenn US-Produktionen Themen aus der Nazi-Zeit verfilmen, sind Schindlers Beratertätigkeit Grenzen gesetzt. Der VW-Schwimmwagen etwa muss dann immer her, auch wenn der zum Zeitpunkt der Handlung noch gar nicht existierte. Beim Film Woman in Gold rund um die Restitution eines Klimt-Bildes wurde das Wiener Rathaus mit Hakenkreuzfahnen dekoriert – in violetten (!) Stoffen, auf geheimnisvollen Wunsch der Regie. Die Kolonne mit in offenen Limousinen stehenden NS-Funktionären, begleitet von Autos späterer Baujahre und Hakenkreuzfähnchen in den Gewehrläufen der Begleitmannschaft, wurde fast zum Faschingsumzug.

Formel-3-Profi Ferdinand Habsburg probierte den angeblichen Austro-Fiat-Kommandowagen seines Urgroßvaters Kaiser Karl. Der Wagen ist "Star" in vielen historischen Filmen, aber zusammengebaut aus unterschiedlichsten Komponenten. Kintopp ist eben Illusion. Ein Schmankerl: Tschechische Komparsen fuhren mit originalen Beiwagenmaschinen in Wehrmachtsuniformen fröhlich auf offener Straße zum österreichischen Drehort. Der Service mit den Filmautos kostet natürlich: 600 bis 1200 Euro werden pro Drehtag verrechnet. (Peter Urbanek, 20.1.2019)