Das ganz persönliche Best of der Autoredaktion, rechtzeitig zur Vienna Autoshow hat ja schon Tradition. Und ebenfalls traditionell ist, dass der Michi die teuersten Spritfresser aufzählt, die wir heuer hatten, der Rudl die sparsamsten und innovativsten Autos, der Andi die luxuriösten und teuersten Kübeln und der glu – also ich, damit auch klar ist wer diese Einleitung hergerotzt hat – die leistbaren Sportler.

Diesem ungeschriebenen Gesetz sind wir im groben auch heuer treu geblieben – auch wenn der Michi inzwischen mehr in seiner Vaterrolle als der Bolzerei aufgeht. Wir haben halt so unsere Vorlieben, und das ist gut so. Denn so kommen wir uns nicht ins Gehege. Normalerweise. Denn heuer war das anders. Da gab es ein Gerangel um ein Auto. Wer darf ihn auf seiner Liste haben: Der I-Pace von Jaguar.

Bevor das redaktionsinterne Zwicken, Kratzen und Beißen zu sehr ausartete fassten wir den Entschluss: Der Rudl darf den I-Pace für seine Top-3 haben, weil er dort auch hingehört. Aber wir alle machen ihn zu unserem Redaktions-Sieger. Und der besseren Überleitung wegen darf "Il Professore", wie wir Rudolf Skarics nennen, auch den Reigen beginnen:

Die Wertung von Rudolf Skarics

Jaguar I-Pace, Platz 1 von Rudolf Skarics und der gesamten Auto-Redaktion des Standard.
Foto: Jaguar Land Rover

Die Autowelt ist spannender geworden: Nach Jahrzehnten einsilbiger Diskussionen um Einspritzdrücke und Ventilzahlen kommt nun Bewegung ins Geschehen. Als Autotester mit 37 Jahren Berufserfahrung mit Vorleben als Maschinenbaukonstrukteur kann man auf zwei Arten reagieren: entweder mit "Igittigitt, nicht das auch noch" oder einfach die Elektrotechnikkenntnisse auffrischen, Elektronikwissen nachschärfen und Begeisterung fürs Neue aufs Neue entflammen zu lassen. Bei aller Hochachtung vor dem gewohnten Zugang zum Automobil, das Neue finde ich echt spannender, weil es auch im Fahrgefühl einen erfrischenden Zugang bietet.

Lebenswerk

Darum, Nummer eins Jaguar I-Pace. Wolfgang Ziebart, der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort, hat in kleinem Team Großes geschaffen: das erste Elektroauto, das Tesla vollkommen Paroli bietet – die schönste Auszeichnung für ein Lebenswerk. Über ein paar Gerüchte von kleineren Anlaufschwierigkeiten wollen wir angesichts des technologischen Gesamtkunstwerks hinwegsehen. Während andere noch an ähnlichen Konzepten kiefeln und den Serienanlauf Monat für Monat verschieben, läuft dieser Wagen wahrhaftig und auch noch in Graz bei Magna vom Band. Gutes Design, hohe Alltagstauglichkeit und phänomenales Fahrverhalten durch elektronisch fein ausbalancierten zweimotorigen Allradantrieb. Der Preis ab 78.770 Euro ist angesichts der Fülle an exzellenter Technik das reinste Entgegenkommen.

Platz 2: Honda CR-V
Foto: Honda

Nummer zwei: Der Honda CR-V stellt ein mutiges Konzept zum Spritsparen dar. Der Benzinmotor treibt überwiegend einen Generator, der den Strom für eine Batterie und den elektrischen Antriebsmotor erzeugt. Der Wagen fährt sich komfortabel und geschmeidig und weist für einen großen schweren SUV sehr gute Verbrauchswerte aus, umso besser, je dichter der Verkehr wird (siehe auch Innovation der Saison, Seite 14). Zu haben ab 34.990 Euro.

Platz 3: Hyundai Nexo
Foto: Hyundai

Platz drei für den Nexo. Hyundai hat damit bereits die zweite Serienversion eines SUVs mit Wasserstoff-Brennstoffzellenantrieb auf dem Markt. Vom revolutionären Standpunkt hätte er sogar Platz eins verdient, aber es gibt erst fünf Tankstellen in Österreich, und die Umstellung auf diese Art des Antriebs dauert voraussichtlich noch viele Jahre. Verkauf derzeit an sogenannte "Friendly User" ab 79.800 €. Gilt mit grüner Kennzeichenschrift als E-Auto. (Rudolf Skarics)


Die Wertung von Michael Völker

Platz 1: Ford Mustang
Foto: Guido Gluschitsch

Das ist ein richtiges Bubenauto, auch ein Mädchenauto, jedenfalls ein Auto für Junggebliebene, für Leute, die sich ihre kindische Freude und Begeisterungsfähigkeit bewahrt haben. Laut, schnell, bunt, Ford Mustang. Ein bisschen Protz auch, ja doch, das ist vielleicht auch das Problem derjenigen, die schon etwa überwuzelt sind, aber noch auf jung geblieben machen.

Zehngang-Automatik

Der Mustang selbst ist ein überaus gelungenes Remake des Originals, und er wird jedes Jahr sanft gepflegt und verbessert. Was bleibt, ist der Achtzylinder, der Hinterradantrieb, die Power, neu ist etwa das Zehngang-Automatikgetriebe. Da passt sehr viel sehr gut zusammen, da hat der Fahrer seine Freude, und da haben oft auch die Zuschauer und Zuhörer eine Freude. Den Mustang habe ich an die erste Stelle gereiht, weil ich mir den Buben in mir bewahren will, solange es geht. Außerdem stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis, um knapp 70.000 Euro bekommt man immerhin 450 PS.

Platz 2: Volvo XC 40
Foto: Guido Gluschitsch

Ungleich vernünftiger ist da schon der Volvo, das liegt ja auf der Hand. Sicher, praktisch, kompakt, aber auch ein bisschen schick, das ist der Charme des XC-40, mit dem Volvo auch ein jugendlicheres und fröhlicheres Publikum ansprechen will, da sind wir schon wieder beim Thema. Ich sag einmal: oranger Teppichboden, das ist cool und funky. Der Volvo ist schon fast so etwas wie ein Saab, also das Auto für den unkonventionellen Typen, von Beruf vielleicht Architekt – oder Journalist.

Der XC-40 ist ein kompakter SUV, startet also in einem Segment, das gerade unheimlich angesagt ist, er bringt ein bisschen Leben in die reiche Vorstadt, aber nicht für die Sparefrohs. Bei einem Preis von 50.000 Euro sollte man sich schon sicher sein, was man will.

Platz 3: Skoda Kaorq
Foto: Andreas Stockinger

Und jetzt kommen wir in der Realität an, in der Welt der Vernunft, wo wir ein wirklich praktisches Auto brauchen und aufs Geld schauen. Und stellen wir uns noch ein Kind vor. Daher sollte es ordentlich Platz geben, aber nicht zu viel, weil wir in der Stadt leben und dort unterwegs sind, also Skoda Karoq. Platz drei. Die ideale Mischung aus Platz und kompakter Größe, ein vernünftiger Preis, so um die 30.000 Euro und drüber, je nach Ausstattung. Mit sparsamer Motorisierung wären wir dann unterwegs in die ideale Welt, in der alles seinen Platz und einen Sinn hat, und wenn wir doch einmal Spaß haben wollen beim Fahren, dann erzählen wir uns einen Witz oder borgen uns den Mustang aus. (Michael Völker)


Die Wertung von Andreas Stockinger

Platz 1: Der Mercedes G
Foto: Guido Gluschitsch

Sonst ist das oft ein großes Hin und Her, ein Abwägen, wer denn nun ganz oben auf dem Stockerl landet. Heuer nicht. Da war es von Anfang an sonnenklar. Aus all den vielen und vielen tollen Autos, die das Jahr mit sich gebracht hat, ragt einsam das große G heraus. Die Mercedes G-Klasse, bei der viele immer noch reflexartig Puch G sagen. Das Auto ist unanständig teuer, zwischen 142.490 (G 500, 422 PS) und 196.180 Euro (AMG G 63, 585 PS) bewegen sich die Ab-Preise, was einerseits die saftigste Ansage unserer diesjährigen Best-of-Auswahl bedeutet, andererseits ganz klar die breite Masse vom Erwerb dieses Phänomenomobils ausschließt. Und Bis repetita non placent, wie die Russen sagen, Wiederholungen gefallen nicht, aber das hier ist und bleibt einfach der beste Geländewagen der Welt. Nobel inzwischen auf einem fast schwindelerregenden Niveau, dabei immer noch eine klassische Leiterrahmenkonstruktion mit drei mechanischen Sperren. Größer geworden, dennoch unverkennbar seinen Charakter bewahrend. Ein Schrank von einem Auto, entwickelt und gebaut in Graz, konstruiert nach Gehtnichtgibtsnichtreinheitsgebot. So rundum zu begeistern versteht sonst nur Porsche.

Dilemma

Beim Rest war es deutlich schwieriger. Eigentlich hat es uns allen der I-Pace nachhaltig angetan. Ein Elektroauto, und wie sich das fährt, grandios – allein, Rudi hatte den Vortritt, damit schied der Jaguar hier aus (ähnlich wie der Hyundai Nexo). Auch das andere Ende der mit dem G angerissenen Geländekönnerstrecke, materialisiert in Form des preislich ebenfalls ungemein sympathischen Suzuki Jimny, verwehrte sich, da Guido ihn sich gekrallt und nicht mehr aus der Hand gegeben hatte. Das Hauptkriterium, das Auto selbst gefahren haben zu müssen, war somit nicht erfüllt.

Platz 2: Audi A7
Foto: Andreas Stockinger

Deshalb ganz kurz: Platz zwei Audi A7 Sportback, Platz drei BMW X2. Der A7 polarisiert, er ist aber das bisher deutlichste Zeichen des Designwandels bei Audi, mir gefällt er ausgesprochen gut: Fließheck, hochkarätig ästhetisch verpackt. Die Preise oszillieren zwischen 77.100 (A7 50 TDI; 286 PS) und 80.900 Euro (A7 55 TFSI; 340 PS). Warum nicht, wenn schon Audi, der e-tron, werden Sie fragen? Wiederum: nur probegesessen, noch nicht gefahren.

Platz 3: BMW X2
Foto: Andreas Stockinger

Und schließlich der X2. SUV-Coupé im Kompaktformat, nicht so protzig-grenzmachoid wie X6 und X4 und phänomenal fahraktiv. Die Preise indes für so wenig Auto, na servas: 35.550 bis 45.150 Euro. (Andreas Stockinger)


Die Wertung von Guido Gluschitsch

Platz 1: Suzuki Jimny
Foto: Guido Gluschitsch

An der E-Mobilität führt kein Weg mehr vorbei – zumindest am I-Pace vom Jaguar. Wie schon eingangs erwähnt, gab es noch nie gab es ein derartiges Gerangel um ein Auto für die persönliche Bestenliste. Natürlich stand der I-Pace auch bei mir ganz oben, ich konnte mich aber dem Herrn Skarics gegenüber generös zeigen, weil bei meinen strengen Kriterien für dieses Ranking fällt am Ende sogar der I-Pace raus. Und der Grund dafür ist nicht die Emissionslosigkeit. Ganz im Gegenteil.

Preisfrage

Der hohe Preis des beinah tadellosen E-Mobiles spielt den Verbrennern immer noch in die Hand. Ein Kriterium bei mir ist nämlich schon auch die mögliche Finanzierbarkeit eines Autos. Und in dem Bereich hat sich heuer Suzuki mit sich selbst um den Sieg gerauft. Am Ende hat der Jimny, den es um weniger als 20.000 Euro gibt, den Swift Sport aus dem Rennen gekickt. Weil er so gelungen ist, eine Macht im Gelände, klein und wendig und das Fahren mit ihm so unendlich viel Spaß macht. Es ist eines dieser Autos, nach dem man sich nach dem Aussteigen noch einmal umdreht, weil es einem leidtut, dass man schon da ist. Das ist beim Auto auf Platz zwei ganz ähnlich, wenn auch viel alltäglicher.

Platz 2: Ford Focus
Foto: Ford

Ford Focus. Den gibt es nur noch mit Drei-Zylinder-Motoren. Und er hat Vorderradantrieb. Wie er es dann aufs Podest schafft? Weil Ford eine der traumhaftesten Lenkungen und ein fantastisches Fahrwerk mit einem sensationellen Dreizylinder in einem kompakten Wagen zu einem erschwinglichen Preis kombiniert. Wir reden von weniger als 20.000 bis 34.000 Euro. Da fallen mir ein paar Sportwagen ein, die ein Vielfaches kosten und bezüglich Fahrdynamik nicht einmal die Hälfte können – bis auf folgenden.

Platz 3, aber nur weil er so teuer ist: BMW M2 Competition
Foto: Guido Gluschitsch

Mit fast 76.700 Euro kostet der BMW M2 Competition mehr als zwei komplett herausgeputzte Ford Focüsse, und trotzdem komme ich nicht umhin, den BMW, den sündteueren, aufs Stockerl zu heben. Weil bis auf den Preis stimmt einfach alles. Motor vorn, mit 410 PS mehr als ausreichend Power, der Mut, beim Hinterradantrieb zu bleiben und nicht wie beim M5 kleinlaut einen Allrad zu verbauen. So giert der Wagen nach und nicht aus Kurven, untersteuert nur, wenn man ihn zwingt. Ein Traumwagen. Wenn auch bei allen drei Autos ein großes "Aber" mitschwingt. Ein E-Auto, das lustig zu fahren, fesch und auch noch finanzierbar ist, das hätte ich nämlich schon verdammt gern in meiner Aufzählung gehabt. (Guido Gluschitsch, 11.1.2019)