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Auf Konfrontationskurs mit Macron: Di Maio (links) und Salvini.

Foto: AP / Angelo Carconi

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Christophe Dettinger teilt aus.

Foto: REUTERS/Gonzalo Fuentes

Rom/Paris – Dass tragende Mitglieder einer EU-Regierung eine Bewegung unterstützen, die in einem befreundeten Nachbarland zum Sturz des Staatsoberhaupts aufruft, ist eher ungewöhnlich. Am Montag war es trotzdem so weit: Italiens Vizepremiers Luigi Di Maio von der Fünf-Sterne-Bewegung und Matteo Salvini von der Lega drückten in sozialen Medien ihre Unterstützung für die französische Gelbwesten-Bewegung aus. Diese protestiert seit Wochen zunehmend gewaltsam gegen Präsident Emmanuel Macron, viele wollen nicht ruhen, ehe Macron zurückgetreten ist.

Di Maio schrieb in seinem Blogpost, die Politik sei "in Italien wie in Frankreich für die Bedürfnisse der Bürger taub geworden" – in seiner Heimat habe das 2009 zur Gründung der Fünf-Sterne-Bewegung geführt, in Frankreich ertöne nun die gleiche Forderung "auf den Plätzen". Salvini nannte die Gelbwesten seinerseits "ehrenhafte Bürger". Diese würden sich an Protesten gegen einen Präsidenten beteiligen, der "gegen das eigene Volk regiert". Eine Reaktion aus Paris gab es vorerst nicht.

Protestierender Ex-Profiboxer stellte sich Polizei

Unterdessen hat sich am Montag der ehemalige Profiboxer Chris Dettinger nach seinen gewaltsamen Attacken bei den Protesten vom Wochenende der Polizei gestellt. Innenminister Christophe Castaner sagte, Dettinger sich vor Gericht verteidigen müssen. Er hatte Polizisten mit Faustschlägen angegriffen und soll sogar einem am Boden liegenden Beamten ins Gesicht geschlagen haben.

Der zweimalige französische Staatsmeister beendete 2013 seine Karriere. Sein ehemaliger Coach zeigte sich erschüttert vom Verhalten seines Ex-Sprösslings und konnte sich dieses nicht erklären. Dettinger gestand sein Fehlverhalten in einer Videobotschaft vor seiner Festnahme ein, sagte aber, er habe nur sich und seine Frau verteidigt, nachdem sie von der Polizei mit Tränengas attackiert worden seien.

"Ich habe die Wut der Menschen in mir. Ich sehe, wie sich all diese Präsidenten, Minister und der Staat vollstopfen, unfähig, mit gutem Vorbild voranzugehen." Im Endeffekt müssten immer die kleinen Menschen draufzahlen, sagte der 1,93 Meter große Franzose. Dennoch müsse man friedvoll für die Anliegen kämpfen.

Neues Gesetz geplant

Nach den neuen gewalttätigen Ausschreitungen will die französische Regierung ihren Sicherheitskurs verschärfen. Man plane ein Gesetz, das Randalierer und Organisatoren unangemeldeter Demonstrationen härter bestrafe, kündigte Premierminister Edouard Philippe am Montagabend auf TV1 an. "Wenn sie eine Demonstration organisieren, müssen sie diese anmelden."

Im ganzen Land sollen am Samstag knapp 80.000 Sicherheitskräfte im Einsatz sein, in Paris rund 5.000. Am vergangenen Wochenende war es bei den Protesten erneut zu heftigen Auseinandersetzungen mit der Polizei gekommen. Seit Beginn der Proteste wurden dem Premier zufolge rund 5.600 Personen in Polizeigewahrsam genommen. Es habe mehr als 1.000 Verurteilungen gegeben. (red, APA, 7.1.2019)