Sisi beim Interview mit CBS: Wie eng kooperieren Ägypten und Israel wirklich?

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Selten hat ein Interview bereits im Vorfeld der Veröffentlichung derart viele Wellen geschlagen wie das am Montag vom US-Fernsehsender CBS ausgestrahlte Gespräch zwischen Ägyptens Staatspräsident Abdelfattah al-Sisi und dem Journalisten Scott Pelley. Dass Ägyptens Regierung aktiv versucht hat, die Ausstrahlung zu verhindern, war ein gefundenes Fressen für CBS. Der Sender hatte es auf allen Plattformen unter dem Titel "Das Interview, das Ägyptens Regierung nicht ausgestrahlt sehen möchte" groß beworben.

Die ägyptische Botschaft in den USA habe die Produzentin der Sendung, Rachael Morehouse, per E-Mail gebeten, das Gespräch nicht auszustrahlen, erklärte CBS. Sisis Pressebüro habe derweil den einflussreichen und von Ägyptens Auslandsgeheimdienst GIS kontrollierten Medienkonglomeraten EMG und D Media eine "explizite Anordnung" geschickt, in der diese aufgefordert werden, das Interview keinesfalls zu thematisieren, berichtet die ägyptische Internetzeitung Mada Masr.

Sisi, der sich nur selten der ägyptischen, geschweige denn der ausländischen Presse zu einem nicht minutiös durchgeplanten Interview zur Verfügung stellt, hatte in dem Gespräch mit Pelley offensichtlich etwas gesagt, das er lieber nicht in der breiten Öffentlichkeit diskutiert sehen wollte.

Eine offene Antwort

Auf alle erwartungsgemäß gestellten Fragen nach Polizeigewalt, politischen Gefangenen oder der blutigen Auflösung zweier Protestcamps der Muslimbrüder im August 2013 antwortet er mit den von ihm schon zuvor genutzten Gegenfragen, Floskeln oder ausweichenden Antworten.

Auf eine Frage jedoch antwortete Sisi erstaunlich offen. Ob diese der Grund für die vehementen Versuche seiner Regierung waren, die Ausstrahlung des Interviews zu verhindern, bleibt Spekulation. Sisi bestätigte, dass man derzeit von der "tiefsten und engsten Zusammenarbeit" zwischen Ägypten und Israel sprechen könne.

Gemeint ist die Militärkooperation beider Staaten an der ägyptisch-israelischen Grenze im Norden des Sinai, wo Ägyptens Armee seit 2013 einen blutigen Krieg gegen eine bewaffnete Islamistenmiliz führt – mit durchwachsenem Erfolg. Denn die Miliz ist trotz massiver ägyptischer Militärpräsenz vor Ort immer noch in der Lage, regelmäßig Anschläge im Land durchzuführen. Die Militärkooperation zwischen Ägypten und Israel ist zwar nichts Neues, doch Sisi hält sich mit Äußerungen zu dieser Zusammenarbeit mit dem in weiten Teilen der ägyptischen Bevölkerung verhassten Staat deutlich zurück.

Pikant an der Kooperation: Erst am Donnerstag hatte die New York Times mit Verweis auf britische und US-amerikanische Diplomatenkreise berichtet, die israelische Luftwaffe habe in den letzten zwei Jahren mit Sisis Einverständnis mehr als 100 Luftschläge im Nordsinai durchgeführt. Das impliziert, dass Ägypten nicht allein in der Lage ist, sein eigenes Staatsgebiet abzusichern – eine für Sisi unerfreuliche Nachricht, präsentiert er sich doch als starker Führer und Ägyptens Armee als Garant der Stabilität. (Sofian Philip Naceur aus Tunis, 7.1.2019)