Felix Kramer: präzise Skizzen aus dem Alltag.

Foto: Heribert Corn

Das vergangene Jahr war musikalisch betrachtet Durchschnitt. In Österreich aber, da gab es eine Reihe von exzellenten Veröffentlichungen. Eine davon war das Debütalbum von Felix Kramer. Wahrnehmungssache balanciert souverän Persönliches mit Politischem, ohne gleich mit dem erhobenen Zeigefinger zu winken. Am Samstag präsentiert der Wiener sein Album im Kino Ebensee.

Kramer kommt aus dem Wiener Bezirk Ottakring. Das bedeutet dem Klischee nach eine eher harte Jugend. Zumindest verleiht es seinen Songs jene Portion Abgebrühtheit, die signalisiert, da weiß einer, worüber er singt. Kramer befindet sich mit seiner eher im lakonisch nachdenklichen Bereich angesiedelten Kunst im Fahrwasser großer Altvorderer wie Ludwig Hirsch.

Das steht in hübschem Kontrast zu dem freundlichen Äußeren des Musikers. Schließlich werden in Wien die härtesten Wahrheiten immer noch gern mit Zuckerguss übermittelt. Da konveniert so ein freundliches Lächeln bestens. Dabei wirken seine Texte weder aufgesetzt noch altklug. Sie erscheinen wie erstaunlich präzise Skizzen. Szenen aus dem Alltag, denen jener schon sein Setting verpasst und scheinbar nur darauf warten, dass einer wie Kramer kommt und darauf aufmerksam macht.

Dass das so unangestrengt klingt, ist natürlich harte Arbeit, aber der Weg hat sich im Falle von Wahrnehmungssache gelohnt. Live wird es dennoch nicht zu nachdenklich, die Ottakringer wissen schließlich zu feiern. Egal ob zu Hause oder in der oberösterreichischen Ferne. (Karl Fluch, 8.1.2019)