Mailand – Der italienische Staat steigt bei der zehntgrößten Bank des Landes, der Sparkasse von Genua (Carige) ein. Und nutzt dafür den Fonds, der zur Rettung der Traditionsbank Monte dei Paschi di Siena eingerichtet wurde. Dies hat der Ministerrat in einer "Blitzsitzung" montagabends beschlossen. Grund für die neuerliche staatliche Hilfe von angeblich über einer Milliarde Euro sind Sorgen, dass die Kunden ihre Gelder von Depots und Konten abziehen könnten. Carige hat vor allem für die, durch das Brückenunglück im vergangenen Sommer auch wirtschaftlich schwer geschädigte Hafenstadt Genua und der Region Ligurien Bedeutung.

Durch staatliche Garantien für neue Anleihen und Mithilfe zur Kapitalerhöhung soll Carige nun stabilisiert werden. Zudem sollte die Bank in der Lage kommen, ihre faulen Kredite weiter zu reduzieren und den Umbau des Hauses voranzutreiben. Carige sitzt auf Darlehen im Volumen von rund zwei Milliarden Euro, die wahrscheinlich nicht mehr zurückgezahlt werden. Dazu kommen Wackelkredite im Umfang von 1,7 Milliarden Euro.

Hohe Verluste

Seit 2014 hatte Carige insgesamt 2,2 Milliarden Euro bei Investoren eingesammelt und in diesem Zeitraum einen Verlust von 1,5 Milliarden Euro angehäuft – hauptsächlich wegen der Belastung durch abgeschriebene faule Kredite. Nach der mit staatlichen Mitteln eingeleiteten Sanierung, soll ein Partner gefunden werden. Mailänder Finanzkreise nennen dabei am häufigsten die Bank-Austria-Mutter Unicredit. Diese sei in der Carige-Region Ligurien wenig präsent. Unicredit-Rivale Banca Intesa Sanpaolo hatte im Vorjahr die beiden Krisenbanken aus Venetien, Veneto Banca und Banca Popolare di Vicenza, mit staatlicher Unterstützung übernommen. Insgesamt hat der Staat in den letzten Jahren die Rettung von fünf Banken finanziert.

Im vergangenen Jahr hatte der von inländischen Banken finanzierte Einlagensicherungsfonds (FITD) der angeschlagenen Bank Carige 320 Millionen. Euro über eine Wandelanleihe geliehen. Damit sollte das Institut bis zu einer 400 Millionen Euro schweren Kapitalerhöhung gestützt werden. Diese platzte aber im Dezember, da der mit einem Anteil von 27,6 Prozent größte Aktionär von Carige, Malacalza Investimenti, nicht mitmachte. Nach mehreren gescheiterten Versuchen, Carige zu stabilisieren, hat die Europäische Zentralbank (EZB) zu Jahresbeginn drei Interimsverwalter und einen Überwachungsausschuss eingesetzt, damit die Bank in ruhigere Fahrwasser kommt. (tkb, 8.1.2019)