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Das Landwirtschaftsmodul Eden-ISS wurde vor einem Jahr in der Antarktis positioniert.
Foto: Reuters/DLR

Bremen – Von derart frischer Kost hätten Antarktisforscher früherer Generationen nur träumen können: Die Bewohner der deutschen Polarstation Neumayer III im antarktischen Königin-Maud-Land wurden mit beeindruckenden 115 Kilogramm Salat, 67 Kilo Gurken, 46 Kilo Paradeisern, 19 Kilo Kohlrabi und acht Kilo Radieschen aus lokaler(!) Produktion versorgt. Und damit das Ganze den richtigen Geschmack bekommt, gab's 15 Kilogramm Kräuter noch oben drauf: nicht schlecht für eine Überwinterung im ewigen Eis.

Angebaut wurde das Grünzeug im Hightech-Modul des Projekts Eden-ISS, der nahe der Station erfolgreich seinen ersten Härtest absolvierte. Paul Zabel vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hatte das Modul ein knappes Jahr lang an Ort und Stelle betreut und den Betrieb zusammen mit seinen Kollegen in Bremen erforscht. Nach Zabels Rückkehr nach Deutschland zog das DLR zufriedene Bilanz.

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Bei "Was bin ich?" hätte Paul Zabel als antarktischer Landwirtschaftsexperte punkten können.
Foto: AP/DLR

Das am DLR-Standort in Bremen entwickelte Eden-ISS-Modul ist ein Pilotprojekt zur Erforschung des Nutzpflanzenanbaus unter extremen Bedingungen. In dem hermetisch abgeschotteten Gewächshaus wachsen Pflanzen bei Kunstlicht ohne Erde, versorgt werden sie durch eine aufgesprühte Nährstofflösung.

Die Entwickler denken dabei an extreme Gegenden wie Wüsten, vor allem aber an Weltraummissionen zu Mond und Mars. Nachdem die Konstruktion von Weltraumhabitaten heute nicht mehr so utopisch klingt wie noch vor zwanzig Jahren, arbeitet bereits eine ganze Reihe von Staaten und Raumfahrtorganisationen an Konzepten, wie sich die damit verbundenen Probleme lösen lassen: vom Schutz vor Weltraumstrahlung bis zu psychologischen Aspekten, wenn Menschen für lange Zeit auf engstem Raum zusammenleben müssen.

Ein wichtiger Aspekt ist auch die Ernährung und damit der Anbau von Pflanzen abseits der Erde. Die vor kurzem auf dem Mond gelandete chinesische Sonde Chang'e 4 hat auch Samen an Bord, um zu testen, wie diese unter stark verminderter Schwerkraft keimen. Auf der ISS liefen immer wieder landwirtschaftliche Experimente, und das DLR hat im Rahmen der Eucropis-Mission einen Satelliten ins All gebracht, der de facto ein rotierendes Mini-Gewächshaus ist. Er kann durch unterschiedliche Rotationsgeschwindigkeiten Schwerkraftverhältnisse wie auf dem Mond oder Mars simulieren.

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Radieschen, made in Antarctica.
Foto: AP/DLR

Das Projekt Eden-ISS steht im Kontext all dieser Bemühungen, die letztlich Langzeitmissionen im All ermöglichen sollen. Die Ergebnisse der ersten Überwinterungssaison sollen nun unter technischen, botanischen, mikrobiologischen und psychologischen Gesichtspunkten noch einmal eingehend bewertet werden. Dann wird das mit Forschungsgeldern der EU finanzierte Projekt mit einer zweiten Überwinterung fortgesetzt. Dabei wird der Betrieb des Gewächshauses aber durch die DLR-Experten in Bremen ferngesteuert. Das Aussäen und andere Arbeiten an Ort und Stelle übernehmen die neuen Überwinterer auf Neumayer III.

Antarktisüberwinterer Zabel äußerte sich am Mittwoch in Bremen begeistert über seine Forschungszeit am Südpol. "Die Antarktis ist ein faszinierender Ort", sagte er. Der Experte vor Ort habe trotz der sehr fordernden Bedingungen "großartige Arbeit" geleistet, betonte Projektleiter Daniel Schubert. "Zukünftige Raumfahrer werden es ihm danken." (red, 9. 1. 2019)