Präriewühlmäuse sind treue Partner. Dass dafür das Hormon Oxytocin mitverantwortlich ist, das bei den rekordverdächtig langen Paarungen der Tiere ausgeschüttet wird, ist bekannt. Ihre Monogamie geht aber auch mit bestimmten Genaktivitäten einher, fanden Forscher nun heraus.

Foto: AFP/Nature/ZACH JOHNSON

Ihre biologischen Besonderheiten sind den Präriewühlmäusen nicht auf den ersten Blick anzusehen. Die recht unscheinbaren kleinen Nager, die in Nordamerika heimisch sind, halten den Säugetierrekord in Sachen längster Paarung: Bis zu 40 Stunden dauert der erste Geschlechtsakt dieser Mäuse – und markiert den Beginn einer lebenslangen Beziehung. Präriewühlmäuse zählen nämlich auch zu den wenigen Säugetieren, die ihr gesamtes Leben lang einem einzigen Partner die Treue halten.

Insgesamt ist Monogamie im Tierreich eher unüblich – mit Ausnahme der Vögel. Dass es aber dennoch einzelne Arten quer durch die unterschiedlichen Tiergruppen gibt, die treue Partnerschaftlichkeit leben, erklären Biologen mit reproduktiven Vorteilen, die sich für diese Spezies im Lauf der Evolution herauskristallisiert haben: Es spart Energie, nicht dauernd nach neuen Fortpflanzungspartnern suchen zu müssen – Energie, die stattdessen in Schutz und Aufzucht der Nachkommen investiert werden kann.

Unerwarteter Fund

Bei der Suche nach genetischen Grundlagen für dieses Verhalten ist ein Forscherteam um die Evolutionsbiologin Rebecca Young und den Neurowissenschafter Hans Hofmann von der texanischen University of Austin nun zu einem erstaunlichen Befund gekommen. Wie die Wissenschafter im Fachblatt "PNAS" berichten, weisen die Männchen monogamer Arten ein spezifisches Genaktivitätsmuster im Gehirn auf – und zwar weitgehend das gleiche, egal ob es sich um Säugetiere, Vögel, Amphibien oder Fische handelt.

Mit anderen Worten: Es gibt offenbar ein mit monogamem Verhalten verbundenes genetisches Muster, das sich im Lauf der Evolution immer wieder entwickelt hat. Die Wissenschafter gingen in ihrer Studie zunächst paarweise vor: Sie analysierten die Genaktivitäten in den Gehirnen von je zwei nahe verwandten Tierarten, von denen nur eine monogam lebt.

Insgesamt wurden zehn Spezies untersucht, darunter die Präriewühlmaus und andere Mäuse, Vögel, Frösche und Fische. Im nächsten Schritt wurden die jeweiligen Unterschiede in den Genexpressionssignaturen, die zwischen den monogamen und polygamen Verwandten gefunden worden waren, mit denen der anderen Tiergruppen verglichen.

Zusammenhang mit Gedächtnisleistungen

Das Ergebnis überraschte die Wissenschafter selbst: Es zeigte sich eine typische Signatur bei den monogamen Arten, insbesondere bei 24 Genen. Diese Erbanlagen sind nicht unbekannt, sie stehen teilweise mit der neuronalen Entwicklung sowie mit Lern- und Gedächtnisleistungen in Zusammenhang. Die Forscher spekulieren daher, dass diese Gene eine Rolle beim Wiedererkennen der Partner spielen, aber auch dabei, deren langfristige Anwesenheit positiv zu empfinden.

Der letzte gemeinsame Vorfahre der untersuchten Arten lebte vor etwa 450 Millionen Jahren, sagte Young. "Man würde nicht erwarten, dass sich so komplexe Veränderungen seither immer wieder auf die gleiche Weise vollzogen." Allerdings ist noch nicht geklärt, ob die nun entdeckten genetischen Besonderheiten die Ursache oder vielmehr die Folge einer monogamen Lebensweise sind. In künftigen Studien könnten Wissenschafter diese Gene aber gezielt verändern und untersuchen, ob und wie sich das auf das Verhalten der Tiere auswirkt.

Und wie ist das mit monogam lebenden Menschen – weisen auch sie eine spezifische Genaktivität auf? Das wurde im Rahmen der vorliegenden Studie nicht untersucht, sagt Hofmann. "Wir wissen es nicht, aber vermuten würde ich es schon." (David Rennert, 10.1.2019)