Standardmaß in Österreich ist der VW Golf: Der legte seit 1974 von 3,71 auf 4,26 Meter Länge zu.

Foto: VW

Wien – Es geht ein Gerücht durch die Lande: Unsere Autos werden immer größer und immer fetter, sie beanspruchen immer mehr kostbaren öffentlichen und Garagenraum. Das Gerücht basiert auf einem diffusen Gefühl, dem omnipräsenten SUV-Boom und der schlichten Realität. Teilweise.

Sehen wir uns zunächst das reale Größenwachstum am Beispiel des VW Golf an, seit Jahrzehnten heimisches Standard- und Durchschnittsmaß. Der Ier-Golf war 3,71 Meter lang und 1,61 breit. Generation II: 3,99 und 1,67 m. III: 4,02 und 1,70. IV: 4,15 und 1,74. V: 4,20 und 1,76. VI: 4,20 und 1,78. Heute, mit dem VIIer-Golf, halten wir bei 4,26 und 1,80 m. Da liegt längs mehr als ein halber Meter dazwischen, in der Breite fast 20 cm.

Große Sprünge

Ähnlich sieht es bei praktisch jeder Modellbaureihe beinahe jedes Automobilkonfektionärs aus (mit Ausnahme von Peugeot vielleicht), meist fallen die Sprünge noch größer aus – der Ur-Mini von 1959 hatte die Vergleichsmaße 3,05 und 1,40 m, der aktuelle unter BMW-Ägide misst 3,82 und 1,73 m. Die erste Mercedes A-Klasse war 1997 mit 3,58 und 1,72 m ein echter Baby-Benz, heute halten wir bei 4,42 und 1,80.

Vergleichbar ist das mit dem Wohnraumzuwachs pro Person seit der Nachkriegszeit, aber Naturgesetz ist das natürlich keines. Die Hersteller meinen, die Kundschaft von Mal zu Mal ein bisschen mehr verwöhnen zu müssen; hinzu kommen Sicherheitsbestimmungen wie die für Crashs und den Fußgängerschutz – mit entsprechendem Zusatzplatzbedarf. All das schlägt sich trotz erheblicher Leichtbauanstrengungen auch auf die Masse, gestiegene Komfortbedürfnisse tun ein Übriges.

Bei den Elektrofahrzeugen wird das nicht besser, die Batterien sind richtige Massemonster. Und klar ist auch: Die großen Kaliber unter den SUVs verstärken den Eindruck immer üppiger dimensionierter Autos im Straßenbild.

Kollateralschaden

Andererseits wurden die unten frei werdenden Lücken regelmäßig mit neuen Einstiegs-, neuen Kleinwagen aufgefüllt. Da bahnt sich aktuell allerdings ein Paradigmenwechsel an. Der Kleinwagen wird zum Kollateralschaden ambitionierter Abgasvorschriften.

Insgesamt ging die Zahl der Neuzulassungen im Vorjahr zurück. Mit 341.068 Pkw konnte die Branche nicht mehr an das Jahr 2017 anschließen. Damals wurde mit 353.320 neuen Fahrzeugen der zweithöchste je erhobene Stand gemessen, der Höchstwert wurde 2011 erreicht. Der heimische Platzhirsch VW (Marktanteil: 16,7 Prozent) hatte einen Rückgang um drei Prozent zu verzeichnen. Ein Trend, der sich bereits 2017 abzeichnete, setzte sich im Vorjahr verstärkt fort. Großer Verlierer war der Diesel. Er wurde vom Benziner überholt: Nur noch 41 Prozent der Neuzulassungen entfielen auf die Selbstzünder. Der große Sieger war 2018 – wenig überraschend – der SUV mit einem Zulassungsplus von 19 Prozent. (Stockinger, 14.1.2019)