Präsident Wladimir Putin hatte bei seiner Jahrespressekonferenz noch etwa zwei Prozent Wachstum für die nächsten zwei Jahre, "ab 2021 schon drei Prozent und danach noch mehr", versprochen.

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Moskau – Die Weltwirtschaft wird 2019 langsamer wachsen als erwartet – und Russland ist einer der großen Verlierer: Die Weltbank senkte die ohnehin geringe Wachstumsprognose für das Land noch einmal deutlich auf 1,5 Prozent. 2018 konnte Russland nach Schätzungen der Organisation immerhin noch leicht zulegen – um 0,1 Prozent auf 1,6 Prozent BIP-Wachstum. Grund war der im Jahresverlauf relativ hohe Ölpreis.

Doch die Erwartungen für 2019 sind gedämpft. Die Weltbank senkte ihre ursprüngliche Wachstumsprognose von 1,8 Prozent gleich um 0,3 Prozentpunkte – deutlich stärker als bei der Einschätzung der Weltwirtschaft insgesamt. Im Vergleich der Brics-Staaten liegt Russland damit nur an vierter Stelle, weit hinter Indien (+7,6) und China (+6,2). Für 2020 und 2021 macht die Weltbank Moskau wenig Hoffnung auf das von der Regierung erhoffte Durchstarten und Wachstumsraten über zwei Prozent. Mit jeweils 1,8 Prozent bleibt der Anstieg allenfalls moderat.

Schwerer Start ins Jahr

Schwierig dürfte speziell das erste Quartal 2019 werden: Schon die zweite Jahreshälfte 2018 war die Abschwächung der Konjunktur zu spüren. Zum Jahresende verstärkte sich der Trend – auch durch sinkende Ölpreise. Diese Tendenz wird auch zum Jahresbeginn 2019 erwartet. Hinzu kommen neue Sanktionsängste und hausgemachte Wirtschaftsbremsen. Das Inkrafttreten der Mehrwertsteuererhöhung und die rigide Kreditpolitik der Zentralbank, die den Inflationsdruck bekämpfen will, werden den Konsum weiter schwächen.

Die Weltbank zählt mit ihrer Prognose daher noch zu den optimistischeren Stimmen: Zwar hatte Präsident Wladimir Putin bei seiner Jahrespressekonferenz noch etwa zwei Prozent Wachstum für die nächsten zwei Jahre, "ab 2021 schon drei Prozent und danach noch mehr", versprochen, doch selbst in der Regierung ist man weit weniger forsch. Wirtschaftsminister Maxim Oreschkin rechnet für 2019 mit einem Wirtschaftswachstum von nur 1,3 Prozent.

Zweifel an den Zahlen

Der Chef des Rechnungshofs, Ex-Finanzminister Alexej Kudrin, warnte schon im Oktober, dass es 2019 womöglich nicht einmal zu einem Prozent reichen könnte. Kudrin hatte zuletzt die Statistiken der Regierung generell in Zweifel gezogen. Seinen Berechnungen nach lag das Wirtschaftswachstum für 2018 bei nur 1,5 statt der offiziell angegeben 1,8 Prozent.

Auch andere Experten zweifeln: Jewgeni Nadorschin, Chefökonom der Consultingagentur PF Capital, schätzt das BIP-Wachstum 2019 auf etwa ein Prozent. "Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass die Wirtschaft zu Jahresbeginn in eine Rezession gerät oder wir bestenfalls ein Nullwachstum haben", sagte er. Igor Nikolajew, Direktor des Instituts für strategische Analyse, rechnet mit einem Nullwachstum, da es mehr negative als positive Faktoren gebe. Nikolajew führt dabei die Ölpreisentwicklung und "die zur Unzeit kommende steuerliche Mehrbelastung" auf. Dem stimmt der stellvertretende Vorstandschef der Alfabank, Oleg Sysujew, zu: "Ein BIP-Wachstum ist nicht zu erwarten, dafür gibt es keine Voraussetzungen." (ab, 10.1.2019)