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YPG-Kämpfer mit US-Einheiten in Darbasiyah (Archibild, März 2017)

Foto: AP/APTV

Beirut – Kurdische Kämpfer haben in Syrien nach eigenen Angaben einen deutschen Jihadisten und sieben weitere ausländische Extremisten gefangengenommen. Wie die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) am Mittwoch auf ihrer Website mitteilten, wurden die mutmaßlichen Mitglieder der Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) am Sonntag und Montag gefasst.

Der Deutsche soll demnach 31 Jahre alt sein, sein Name wurde mit Lucas G. angegeben. Der Kampfname des Deutschen lautet nach Angaben der YPG Abu Ibrahim al-Almani. Der gefasste US-Bürger ist demnach 16 Jahre alt. Bei den anderen festgenommenen Ausländern handelt es sich der Erklärung zufolge um zwei Usbeken im Alter von 28 und 58 Jahren, einen 30-jährigen Russen, einen 27-jährigen Ukrainer, einen 22-jährigen Tadschiken und einen 30-jährigen Kasachen.

Erst am Montag hatte die YPG mitgeteilt, bei einem Einsatz Ende Dezember in Ostsyrien fünf ausländische IS-Kämpfer gefasst zu haben, die einen Anschlag geplant hätten. Darunter waren demnach auch ein Ire und zwei US-Bürger.

Aus dem Auswärtigen Amt hieß es auf Anfrage, die Berichte über den gefangengenommenen Deutschen seien dem Ministerium bekannt. Zudem wies es darauf hin, dass in Syrien "eine konsularische Betreuung nach Schließung der Botschaft Damaskus und aufgrund der weiterhin schwierigen Sicherheitslage faktisch nicht möglich" sei und für das Bürgerkriegsland seit langem eine Reisewarnung gelte.

Nach eigenen Angaben hält die YPG knapp tausend ausländische Jihadisten sowie 550 ausländische Frauen und 1200 Kinder, die mit den Jihadisten zusammen gelebt hatten, gefangen. Die Kurden wollen die IS-Kämpfer an ihre Heimatländer übergeben, da sie sich nicht in der Lage sehen, ihnen den Prozess zu machen. Doch haben die Heimatländer bisher zumeist keine Anstalten gemacht, ihre Bürger zurückzuholen. Auch Deutschland hat, soweit bekannt, keine IS-Kämpfer aus Syrien zurückgeholt.

Die Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), zu denen die YPG gehört, gehen derzeit mit Unterstützung der internationalen Anti-IS-Koalition nahe der irakischen Grenze gegen die letzten IS-Bastionen in Syrien vor. Nach erbitterten monatelangen Kämpfen eroberten die SDF-Einheiten die Ortschaft Hajin am Euphrat und nahmen am Samstag auch das Dorf Al-Schaafa ein, doch halten die Jihadisten weiter die zwei Dörfer Sussa und Baghus.

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte erklärte inzwischen am Mittwoch, das Jihadistenbündnis Hayat Tahrir al-Sham (HTS) habe seinen Einfluss in der letzten Rebellenbastion in Syrien erheblich ausgeweitet. Nach einer Vereinbarung mit der islamistischen Rebellengruppe Ahrar al-Sham habe die HTS weitere Gebiete übernommen und kontrolliere nun 75 Prozent der Enklave, die neben der Provinz Idlib auch Teile von Hama, Aleppo und Latakia umfasst.

HTS war aus der Al-Nusra-Front, dem syrischen Al-Kaida-Ableger, hervorgegangen und kontrollierte bisher 60 Prozent der Rebellenbastion. In den vergangenen Tagen eroberte HTS jedoch nach heftigen Kämpfen mit rivalisierenden Gruppen weitere Gebiete. Laut der Beobachtungsstelle brachte HTS am Mittwoch auch die Region Sahl al-Ghab und das Gebiet Jabal Tshhtschabo an der Grenze von Idlib und Hama unter ihre Kontrolle. (APA, AFP, 9.1.2018)